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Werner Zangerle: 99 K

Komposition für Solosaxophon zu Anton Thiels "DEKAPITATION"
Ein Kopf, ein Ton. Jeder Ton, jedes einzelne, einzigartige Klangereignis gilt jeweils einem Kopf. Die Komposition bedient sich sowohl serieller als auch aleatorischer Elemente und überlässt es dem Interpreten, improvisatorisch den Weg durch das organisierte Klangmaterial zu finden.
Ausgangspunkt der Komposition sind die von Anton Thiel gestalteten 99 Köpfe. Jedem dieser Köpfe soll symbolisch eine Stimme, ein Atem, ein vom Saxophon gestaltetes Klangereignis zugeordnet sein. Analog dazu sehe ich die mögliche Be- deutung des Wortes „Person“, abgeleitet vom lateinischen personare, durchtönen. Dem Gedanken sowohl an die Gleichwertigkeit eines jeden Menschen als auch an die Individualität und Einzigartigkeit jeder Persönlichkeit soll Rechnung getragen werden. Nicht außer Acht lassen möchte ich das Konzept des Menschen als gestaltendes Wesen, was mich als Komponisten und ersten Interpreten des Stücks betrifft.
Dadurch ergeben sich für mich einige Implikationen, die das Stück entscheidend prägen. Durch die Gleichwertigkeit kann es einerseits keinen vorgegebenen dramaturgischen Aufbau geben, andererseits ergibt sich für mich aus der Einzigartigkeit die Verpflichtung, diese durch Nutzung der großen klanglichen Bandbreite des Saxophons darzustellen. Ein einem Kopf zugeordnetes Klangereignis kann aus einem oder mehreren Elementen bestehen.
Ausgangspunkt ist die theoretische Summe aller Klänge, die ein Saxophon erzeugen kann. Dazu gehören das reguläre Tonmaterial des Saxophons, die Erweiterung in den Altissimobereich, die Mikrotonalität und die Modulierung dieses Materials mit den herkömmlichen Mitteln des Ausdrucks wie Dynamik, Tonfärbung, Vibrato etc., außerdem die Verwendung von erweiterten Spieltechniken wie Multiphonics, Klappen-, Luft- und Klopfgeräuschen und die Verwendung der Stimme. Diese Klänge gehören gesammelt und systematisiert.
Aus diesen möglichen Klängen wird aleatorisch eine Auswahl getroffen, wobei ich moderierend eingreife, hier kommt der „gestaltende Mensch“ zum ersten Mal ins Spiel. Aus diesem Vorgang ergeben sich die einzelnen Klangereignisse, die aus mehreren Elementen bestehen können. Diese wiederum werden seriell zu Gruppen bzw. Blättern zusammengefasst, die es dem Interpreten als gestalten- dem Menschen möglich machen, das Stück im Ablauf der Blätter und auch der Länge nach jedes Mal neu zusammenzustellen. Auch innerhalb der Blätter hat der Interpret improvisatorisch gestaltende Freiheiten.
Diese Kernkomposition möchte ich mit einem Prolog und einem Epilog in eine musikalische Klammer setzen.

Dem Buch "Anton Thiel: DEKAPITATION" ist die CD mit der Musik

Werner Zangerle MA, werner@wernerzangerle.com, wernerzangerle.com


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A. Thiel • 2017