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Juni 1996
Galerie FORUM WEST, Universität Salzburg
Video-Installation mit Monitor und VHS-Recorder und VHS-Endlosband (20') eingebaut in einen Küchentisch auf Perserteppich mit Baugitter und 4 Zementsäcken, Sessel, Kinderzeichnung, herabhängende Glühbirne. Graphitgriffel zum Bekritzeln des Tisches.
Das Video zeigt das Rauschen eines unbespielten Bandes. Langsam taucht das Gesicht eines Kindes aus der Tiefe der Bildstörung auf, ohne jedoch kenntlich zu werden, um sich dann wieder im "fall out" der wertlosen, un-/fehlcodierten, daher auch grenzenlos wirkenden Projektion der Kathodenstrahlen zu verlieren.
Zehn Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl beschäftigt mich eine rein semiotische Frage: Wie verändern sich die uns umgebenden Zeichen und deren tradierte Inhalte durch die eingetretene Zäsur und welche neuen Bedeutungen entwickeln sie? Gibt es im Bereich der Zeichen bezüglich Kodierung und Dekodierung, Konnotation und Prägnanz eine signifikante Mutation? Nicht die Welt der Metaphern, Symbole und Allegorien ist hier angesprochen, denn es sollen keine Bilder meiner Beruhigung gefunden werden. Vielmehr geht es um das Aufspüren einer Verschiebung der Begriffe, um den Hinweis auf das Oszillieren unseres Wahrnehmungsfeldes. Das Rauschen einer unbespielten Videokassette ist kein bloßes Rauschen mehr, die Leichtigkeit der Gegenstände weicht der Schwere ihrer Erstarrung, die Bequemlichkeit des Sessels hat in aller Stille eine hinterhältige Dimension erlangt. Wenn die Kinderzeichnung ihrer unschuldigen Eigenart beraubt ist und der verwendete Graphitstift in den Fingern brennt, die Erinnerung eher einem Verschwinden gleicht, müssen beharrlich und ohne Unterlaß Fragen gestellt werden, Fragen, die das Verhältnis unseres Bewußtseins zur Wirklichkeit betreffen.
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