Architektur erfahren durch Zeichnen

Mozarteum verfügte wegen der Schließung des gesundheitsgefährdenden Universitätsgebäudes von Oktober 1998 bis Juni 1999 über keine Werkstätten. Diese Notsituation veranlasste uns zur Planung eines Lehmbauprojekts auf dem Areal des Hauses der Jugend an der Alpenstrasse.

In einem zweimonatiger Planungsworkshop erforschten wir zur Ermittlung des Bauplatzes zunächst die städtebauliche und kunstlandschaftliche Umgebungsstruktur (Ergebnis: Haus der Jugend, zwischen Alpenstraße und Salzach). Die großräumige Weite des Grünraumes sollte durch den Bau nicht zerstört werden.
Es ging uns einerseits um die Schaffung von Beziehungen nach Außen und andererseits um den Kontext zu den bestehenden Freizeiteinrichtungen. Außerdem erschien es uns wichtig, Räume zu bespielen, die scheinbar vergessen sind bzw. von niemanden beansprucht werden.
Verschiedene Arbeitsgruppen begleiteten den Planungsprozess mit den Vorbereitungen zur Realisierung. Alle Studierenden der Klasse für Werkerziehung übernahmen in diesen Gruppen folgende Aufgaben:
Anleitung, Baustellenbetreuung, Bauphysik, Baustelleneinrichtung, Diskussion, Dokumentation, Gastvorträge, Geschichte des Lehmbaus, Handbücherei, Hilfswerkzeuge, Logistik, Management, Medien, Sponsoring, Statik, Technik des Lehmbaus, Abschlussfest.

Aus der Projektdokumentation:

• Logistikgruppe:
„Wir verstehen uns als Verbindungsstelle für alle Gruppen, um ein Netz zwischen diesen aufzubauen. Alle Daten, lnfos und Termine sollten zu uns gelangen, damit wir diese koordinieren können.“
• Mediengruppe:
„Die Mediengruppe möchte mit ihrer Arbeit erreichen, dass die Öffentlichkeit (lokales Fernsehen, Radio, Zeitung, Internet) über das Lehmbauprojekt umfangreich informiert wird. Dabei ist uns wichtig, die derzeitige räumliche Situation hervorzuheben. Wie und warum ist es überhaupt zu diesem Projekt gekommen, wer sind die Verantwortlichen und die Ausführenden, was und wo wird gebaut und welche Aktionen werden sonst noch angeboten?“

• Planung
Als Aufgabenstellung für den Lehmbau wurde das Thema der Mauer als „Vermittlung von Innen nach Außen“ in einem Randbereich des Areals gestellt (ist unbenutzt, hier Neues zu schaffen hätte Sinn, provokanter als Aufgabenstellung, sich Verstecken oder Platz schaffen, der den Jugendlichen Schutz vor Beobachtung bietet).
Das Auswahlverfahren führte von Präsentation zu Präsentation zu einer Reduzierung auf zwei Entwürfe (Clemens Schmid, Thomas Rieß, Birgit Piffl). Die positiven Aspekte der übrigen Modelle wurden berücksichtigt und in den weiteren Planungsverlauf einbezogen.

Kurzbeschreibung des realisierten Modells:
Mauern durchbrechen Mauern, Kontraste: harte Schnittkanten – verwachsener Schnitt in den Hügel, Bezüge Innen Außen, Auflösen des Zaunes, Verbindung zum und mit dem Hügel, Verletzen, Einschneiden und Bezug nehmen auf den Hügel. Holzstämme als Sekundärkonstruktion. Holz wirkt als Kontrast, ist bekletterbar und ist allgemein als konstruktives Moment interessant: schafft formal und konstruktiv eine Beziehung zwischen Innen und Außen. Drehmoment, Auskragung, Gegenge-wicht. Spannung zwischen Aufliegen und Schweben
Licht- und Schattenspiel durch die unterschiedlichen Richtungen und Höhen der Mauern, durch die rhythmisch gestalteten Holzstämme. Skulpturaler Raum zwischen Hügel und Mauer

Sponsor: Wienerberger Ziegelwerke, Uttendorf


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