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Als Sieger im öffentlich ausgeschriebenen Architektur-Wettbewerb für das Kinder- und Jugendhaus Liefering entwickelte Thomas Forsthuber - ausgehend von den Erfahrungen mit Schulprojekten - ein Konzept, um die zukünftigen Benutzer aktiv in die Planungsprozesse einzubinden.
Das Containerdorf als Jugendhausprovisorium für das zukünftige Kinder - und Jugendhaus in Liefering ist das Ergebnis eines vier Mal zweistündigen Planungsprozesses in einer 4. Klasse der Hauptschule Liefering. Die Absicht war, über diesen Prozess im Schulsprengel des Stadtteils eine Zielgruppe für das zukünftige Kinder und Jugendhaus partizipatorisch einzubinden.
Das Containerdorf ist ein Provisorium für das geplante Kinder- und Jugendhaus Liefering. Die Container waren bereits eingereicht und baubewilligt. Zwischen den Containern 1 und 2 wurde von den Kindern und Jugendlichen unter der Anleitung von Jugendbetreuern und dem Architekten eine Holzhütte in einer Holzriegelkonstruktion errichtet. Der Holzraum diente zur temporären Jugendarbeit und sollte bis zur Einrichtung der Baustelle für das Kinder- und Jugendhaus Liefering im Frühjahr 2000 genutzt werden.
Nach einem freien Einstieg in die Grundbegriffe des Raumes in Form von Modellsimulationen wurden die Kinder mit dem Bauplatz und den zur Verfügung stehenden Baustellencontainern konfrontiert. Zwei Container waren fahrbar und eröffneten die Möglichkeit, ständig den Raum entsprechend der sozialen Dynamik vor Ort temporär zu verändern. Zwischen den Containern befanden sich nach den Vorstellungen der Kinder unterschiedlich definierte wie auch nicht definierte Freizeit- und Spielflächen.
Mit Rücksicht auf die verschiedenen Altersschichten und auf die Notwendigkeit, dass besonders die Mädchen einen sicheren Rückzugsbereich benötigen, wurden die Container unterschiedlichen sozialen Gruppen zur Verfügung gestellt. Ein Container für die Mädchen, einer für die jüngeren Buben, ein Container als Büro für den Jugendarbeiter. Ein Satellitencontainer am äußersten Rand des Bauplatzes wurde den älteren Jugendlichen gewidmet. Zwischen dem Büroraum und dem Knabencontainer planten die Kinder einen Verbindungsraum als Gemeinschaftsraum, der in einer Holzskelettkonstruktion gemeinsam mit den Kindern gebaut wurde.
Erster Workshop
1. Vorstellung des Kinder- und Jugendhauses (Dia und Video).
2. Einführung in das räumliche Denken und Arbeiten
3. Experimentelle Architektur (Diavortrag): bewegliche, nomadisierende, temporäre Architektur.
Archetypen des Raumes.
Zweiter Workshop
Einzelarbeit mit Korrekturen und gemeinsamem Review
Entwürfe mit abstrakter Aufgabenstellung.
Jeder Schüler wählt ein Raumthema (frei wählbares Eigenschaftspaar) und versucht anhand mitgebrachter Materialien die Umsetzung der Aufgabenstellung.
Raumthemen: Freiraum, Umraum, Innenraum, Erlebnisraum, Aktionsraum, gegensätzliche Räume, extreme Räume, Spielräume, Zwischenräume, Verbindungsräume, Lufträume, Hohlräume, Raumdichten, Raumhüllen, offene Räume, atmende Räume.
Raumeigenschaften: offen - geschlossen, leicht - schwer, hell- dunkel, statisch - dynamisch, Beziehung - beziehungslos, eng - weit, oben - unten, innen - außen, voll - leer, nah - distanziert, spannungsvoll - ausgeglichen.
Dritter Workshop
1. Exkursion zum Bauplatz - Einmessen des Planungsgebietes.
2. Bauen der Container in Graukarton im Maßstab 1:50
3. Bauen der Grundstücksfläche, Maßstab 1:50
4. Versuch, die im Entwurf gewonnen Erfahrungen in das Containerdorf einzubringen.
Vierter Workshop
1. Weiterführung des Entwurfes über das Modell.
2. Review: Versuch, das interessanteste Konzept zu destillieren. Möglichkeit, andere Vorschläge zur Weiterentwicklung einzubringen.
3. Konzept für die Funktion der Innen - und Außenräume.
4. Einmessen der Container auf dem Bauplatz.
Während der Bauzeit und nach der Fertigstellung wurde der offene Stadtraum von älteren Jugendlichen und Erwachsenen in Anspruch genommen und besetzt. Sie bedrohten die Jüngeren und provozierten die Jugendarbeiter. Das hatte zur Folge, dass das Projekt zu nicht mehr kontrollierbaren Konflikten führte und bis auf weiteres abgebrochen werden musste.
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