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Jedem Schüler stand eine Bauparzelle von 50 x 150 cm zur Verfügung. Die Parzellen waren in vier Reihen zu je sieben Teilen zusammengefasst und durch Arbeitsgänge (50 cm breit) zwischen den Reihen erschlossen. Das gesamte Bauareal hatte eine Fläche von rund 40 m2 und ein leichtes Gefälle zur angrenzenden Thujenhecke.
Die Aufgabe lag nun darin, ein architektonisches Objekt zu entwickeln, das die vorgegebene Richtung der Parzelle aufnimmt und den Raum durch bauliche Elemente definiert. Die Schüler konnten die Aufgabenstellung entweder allein oder im Zusammenschluss mit anderen angehen. Den Abschluss bildete ein Grillfest mit den Eltern.
Die Bauten blieben nach Ablauf des Projekts der natürlichen Verwitterung ausgesetzt. Die Dokumentation des Projekts in all seinen Entwicklungsstufen mit Film und Foto haben die Schüler großteils selbst übernommen.
Ziele:
• Prinzipien und Entstehungsprozess von Architektur im eigenen Tun hautnah erlebbar machen (raumteilende, -einschließende, -gliedernde, -strukturierende Elemente, Beziehung zu eigenem Körper; Planen, Modellbau, Vermessen, Materialherstellung, Bauen)
• Lehm als Baustoff erkunden (Qualitäten des Ausgangsmaterials, Aufbereitung, Armierung, Feuchtigkeitsgehalt, Dimensionierungen, Formensprache, Oberflächenbehandlung).
• Architektur als sozialer Prozess: Konfrontation mit Vorstellungen der angrenzenden Grundstücksbesitzer (z.B. Baunaht), Organisation des Baumaterials, ev. Zusammenschluss mehrerer Schüler für umfangreichere Bauten, Absprachen bei der Zuteilung der Parzellen, Arbeitsteilung beim Abstecken des Baugeländes und Aufbereiten des Lehms.
Projektablauf:
• Annäherung und Vorbereitung:
Theoretische Auseinandersetzung mit Grundprinzipien der Architektur
Arbeitsgruppen zu den Themen Wand, Weg, vertikale Elemente
Besuch des Bauplatzes - erste Skizzen und Sandmodelle
Das Material Lehm in der Architektur - ein kulturgeschichtlicher Überblick
Entscheidung über ev. Zusammenschlüsse von einzelnen Schülern - Modelle in Ton (Maßstab 1:20)
Vorbereitung von Hilfsmitteln (Begrenzungspfosten, Lote, Lageplan...)
• Bauphase (tägl. Arbeitszeit von 8 - 12 Uhr)
1.Tag: Vermessen und Abstecken des Bauplatzes, Lehmaufbereitung.
2.Tag: Festlegung der Grundrisse; Bauen.
3.Tag: Bauen, Ergänzungen durch Bauplastik; nachmittags: Abschlussgrillfest.
Bei diesem ersten Bauprojekt mit dem Werkstoff Lehm sind eine Reihe von unerwarteten Überraschungen und Schwierigkeiten eingetreten. Der von uns abgesteckte Bauplatz stellte hinsichtlich Größe und Weite eine Überforderung für die Kinder dar. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch zu wenig über die Verarbeitung dieses Werkstoffes und bauten mit Lehm, der zu fett und zu feucht war. Die Kinder waren dabei körperlich fast überfordert. Die Vermischung der Materialien Lehm und Stroh muss unmittelbar dort geschehen, wo gebaut wird, um die Mühe des Materialtransportes zu minimieren. Der Lehm darf auch nicht zu nass verarbeitet werden, da sonst die Tragkraft der Mauer dem zunehmenden Gewicht des Materials nicht standhalten kann. Das gebaute Ergebnis wurde deshalb mehr eine soziale Skulptur als ein architektonisches Gebilde, was ursprünglich nicht beabsichtigt war. Die architektonischen Prozesse lagen auf der unsichtbaren, psychischen und sozialen Ebene.
Finanzierung: ÖKS (Architektenhonorar), Architektenkammer (Materialkosten, Dokumentation), Sachzuwendungen (Wienerberger, Raiffeisen, Magistrat Salzburg, Gartenamt).
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