Architektur erfahren durch Zeichnen
25. März: KONZENTRATION – ZERSTREUUNG
• Eindrucksvoll und auch etwas unheimlich, das Kreisen um die Stadt der Städte am Ende des Fluges, da wir die Wahrzeichen der Stadt nur aus Filmen, wie „Stirb langsam III“ und diversen Zeitschriften kennen.
• Ausgespuckt durch einen Blechschlauch landeten wir unter dem JFK in einer Menschenmasse, die darauf wartete, die gelbe Linie zum amerikanischen Boden zu übertreten.
• Unwirklich die Fahrt aus der Erde heraus, an den Friedhöfen Queens´ vorbei auf die in Abendrot getauchte Skyline Manhattans zu.
• Chaotisch die Wirkung der vielen Menschen auf uns, die hier auf diesem kleinen Fleck der Welt konzentriert leben. An die Grenzen unserer Aufnahmefähigkeit geht der erste Ausgang noch am selben Abend, der uns auf die Spitze des Empire State Buildings führt. Diesen Anblick kennt man wirklich nur aus dem Kino: New York bei Nacht von oben.

26. März: COOL – FANCY
• Ein Streifzug wie durch einen Dschungel: Midtown Manhattan. CHRYSLER, ROLEX, LEVIS, VIRGIN, SONY, COCA COLA, BURGER KING, ...
• Quer durch das Getümmel der Menschen, Yellow Cabs, hupender Autos, im Stau heulender Ambulanzwagen. Fazit: Sehr ungewohnt für halbwüchsige Schüler aus der Provinz ...
• Auf der Suche nach Kunst stoßen wir auf die Manhattan School of Music, wo wir nach einer kurzen Führung den Klängen der dort probenden Big Band lauschen.
27. März: APPLIKATION – TRANSFORMATION:
• Erster Tagespunkt: Die LA GUARDIA HIGH SCHOOL, welche unserer Schule sehr ähnlich ist. Interessiert fahren wir auf Rolltreppen(!) durch die Schule, wobei uns auffällt, dass die Arbeitenden beim Tanz und in der Big Band um ein ganzes Stück ernsthafter sind als bei uns, im Theater aber um so chaotischer!!!
• Die Verrücktheit der Amerikaner zeigt sich an einem Eislaufplatz mitten im Central Park, der bei 28° C in Betrieb war. Dort pausieren wir sehr gerne und oft, bis uns wieder ein starkes Verlangen nach Kunst packt: MUSEUM OF MODERN ART. Ergriffen vom Foto-Realismus Chuck Closes und Künstlern aus aller Welt werden wir durch die dort wütende Alternativ-Free-Jazzband etwas verwirrt.

28. März: KALTNADEL – VERNIS MOU
• Nach einem Spaziergang durch den WASHINGTON SQUARE PARK beginnen wir an einem Platz mit vielen verschiedenen Leuten ein paar der eigenartigsten zu zeichnen.
• Nach einer Schnellbesichtigung von ungefähr 25 Galerien in Soho (in einer Stunde!) stürzen wir uns in das Gewimmel der mächtigen, zerstreuten, unsauberen, lauten, hellen, duftenden, illegalen und mit irgendwelchen Verkaufsständen vollgestopften CANAL STREET.
• Am Abend: JAZZKONZERT der La Guardia High School.

29. März – Sonntag: ZENTRUM – PERIPHERIE
• Die erste Hälfte dieses Tages, der in einer Kirche in Harlem beginnt, sei mit ein paar Fragen beschrieben: Besteht der Hass der Schwarzen auf die Weißen zurecht? Ist die Verwahrlosung durch Selbstverschuldung oder doch durch Begünstigung der reichen Stadtteile entstanden? Wie kommt es, dass ein Stadtteil derartig starke Probleme hat (die uns in der Kirche aufgezeigt werden)? Diese Seite New Yorks kannten wir bislang überhaupt nicht ...
• Ziemlich gedrückt und geschockt besuchen wir am zweiten Teil des Tages das Guggenheim Museum, wo uns alleine schon das Bauwerk beeindruckt.

30. März: GLOBAL – LOKAL
• Informationen über die UNO, Tschernobyl und Besichtigung der Sitzungssäle.
• In der Austrian Mission fühlt man sich, wenn man nicht gerade zum Fenster hinaussieht, wie in Österreich: Österreichische Bücher, Bilder und die Sprache.
• Das nächste Österreicherlebnis erwartete uns im Österreichischen Kulturinstitut, wo uns zwei Österreicher in einem kleinen, heiß-stickigen Raum über ihr Dasein und den Nutzen dieser Kultureinrichrung informieren.

31. März: BARFUSS – NIKE: Reise nach Jerusalem
• „Der Weg ist das Ziel“. Dieses Sprichwort wird zum Motto dieses Tages, an dem der Spaziergang von der 103. Straße bis zur minus 20. Straße am Broadway nicht enden will. Zusätzlich zur körperlichen Anstrengung wird von uns die Notierung jeder kleinsten Veränderung Richtung Süden verlangt, was wir ungefähr nach 50 Straßen bleibenlassen.
• Als Belohnung dient der Ausblick auf die aus dem Meer ragende Freiheitsstatue am Schluss!

1. April: HOUSSE – BAISSE
• Man sehe sich „Wallstreet“ an und weiß genau, wie es an einer Börse zugeht.
• Nach einem Spaziergang durch den unglaublich gestressten „FINANCIAL DISTRICT“ besteigen wir die mächtige BROOKLYN BRIDGE.
• Am Abend genießen wir, wie jeden Abend, die Gesellschaft immer wieder hinzukommender Neuer in der Jugendherberge, mit denen wir neben der Straße bei einem Kaffee im Papierbecher über Gott und die Welt reden.

2. April: CRACKERS – PASTRAMI
• Im „Leo Baeck Institute“ lauschen wir den Geschichten aus dem Leben eines Juden, der im Krieg aus Österreich nach New York ausgewandert war.
• Riesensandwiches bekommen wir in Katz’s Deli, wo wir an den Bildern, die dort hängen, so ziemlich alle berühmten Persönlichkeiten der Welt erkennen können.
• Nach einem Einkaufsbummel in der 5th Street besuchen wir im WHITNEY MUSEUM eine sehr eigenartige Ausstellung (Bill Viola), die aus Fotoprojektionen besteht, welche in verschiedenster Art mit Ton präsentiert werden. Am Abend: The Charles Mingus Big Band im TIME CAFE!

3. April: NATIVE – ARTIFICIAL
• In eine andere Welt führt uns der Besuch im ?NATIONAL MUSEUM OF THE AMERICAN INDIANS?, wo wir unter anderem Kleider und Instrumente von Sitting Bull oder Red Cloud bestaunen können.
• Zweiter Tagespunkt ist die Überfahrt mit der Fähre in eine heruntergekommene Gegend direkt neben der Großstadt: STATEN ISLAND. Ein Essen, ein Blick auf die Skyline Manhattans und zurück - etwas irritiert vom starken Kontrast dieser Stadtteile.
• Der Besuch beim Assistenten des Architekten Raimund Abraham ist sehr aufschlussreich: In die Pläne eines neuen Wolkenkratzers (das neue Österreichische Kulturinstitut in NY) einzusehen und das Modell aus Holz zu bestaunen.

4. April: MNEMOSYNE – APHASIE:
• So sehr wir schon zu Großstadtmenschen wurden, der letzte Tag ist angebrochen, und an diesem führen uns unsere Lehrer in einen riesigen Palast voller Kunst – in das METROPOLITAN MUSEUM OF ART, wo wir nur mehr durchwanken und von Zeit zu Zeit einen auffälligen Picasso oder Ramses bemerken. Beim besten Willen: Nach einer Woche voll von Eindrücken und Kunst ist das zuviel – wo wir doch die ganze Woche in diesem Palast hätten bleiben können und dann noch immer nicht alles gesehen hätten.

Koffer packen - und traurig verlassen wir „The Top of The World“, oder freuen sich manche sogar auf zu Hause?
Wolfgang Zamastil, 7A

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