Anton THIEL

Jeder Schüler hat sich mit einem bekannten Künstler, der in die kulturelle Liste nennenswerter Persönlichkeiten in unserem Kulturkreis aufgenommen wurde, und einem seiner Kunstwerke auseinandergesetzt. Dadurch gehören auch die immer wieder variierten Geschichten, die mit diesem Bild in Zusammenhang stehen, und ihre Querverweise zu allen möglichen kulturellen Besonderheiten, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben. Aber in letzter Konsequenz sollen diese Bilder und Geschichten mit dem eigenen Leben gespiegelt werden. Aus diesen individuellen Arbeiten entstand eine gemeinsame Aktion "Herzkammer", die das Bild "Die Goldwägerin" von Vermeer van Delft weiterspielt. Auf diesem Bild sieht man eine junge Frau vor einem Fenster stehend, die völlig gebannt in der Tätigkeit des Abwägens versunken ist. Hinter ihr ist ein Gemälde abgebildet, das Christus als Weltenrichter zeigt, also zwischen den Guten und den Bösen richtet. Gleichzeitig erinnert die Waage in diesem Sinnzusammenhang an die Vorstellung der alten Ägypter, dass das Herz des Verstorbenen leichter als eine Feder sein müsse, damit die Seele ins Jenseits eingelassen werde. Mythen verschränken sich so zu einer aktuellen Reflexion über Leben und Tod und moralische Werte. Als Zentrum steht das (noch) pulsierende Herz als Metapher für das Leben.

Wir haben gemeinsam ein fahrbares Haus gebaut, das verschieden Herzen in verschiedenen Präsentationsformen zeigt. Wir positionierten Das Häuschen am Portal des Rathauses, über dem die Allegorie der Gerechtigkeit mit Schwert und Waage thront. Passanten wurden aufgefordert, das noch blutige Rinderherz zu begreifen: herzergreifend.