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fast immer
mit dem X des
gefällten Baumes.
Anna Häupl, Magdalena Schwarz
NO Future/Kollegienkirche
die erweiterte Heiligenlitanei
3 St. Pinus cembra Zirbe
3 St. Larix decidua Lärche
3 St. Alnus glutinosa Schwarzerle
3 St. Betula pendula Sandbirke
3 St. Carpinus betulus Hainbuche
3 St. Fagus sylvatica Rotbuche
3 St. Juglans regia Walnuss
3 St. Platanus acerifolia Platane
3 St. Quercus robur Stieleiche
3 St. Salix alba Silberweide
3 St. Tilia cordata Winterlinde
die 33 Setzlinge
offizielle Abkürzungen St. =
a) Sankt (der/die Heilige),
b) das Stück,
c) der (Baum-)Stamm,
d) die Stadt
Musikperformance während der Vernissage am 11. März:
Valeria Lanner (Orgel)
und Sebastian Schönmayr (Trompete)
Klicken, um alles zu sehen!
Überall verbirgt sich etwas …
Ein Bild, eine Diaschow, ein Sound …
Kollegienkirche 2
NO Future oder doch im Paradiesgarten?
Gedanken zur Installation von Anna Häupl und Magdalena Schwarz in der Kollegienkirche Salzburg
Die Installation von Anna Häupl und Magdalena Schwarz zeigt einen toten Baum, der ausgemustert, seiner Äste beraubt, auf die Verwer- tung als Hackschnitzel wartet: No Future für den Baum, der noch bis vor kurzem gesellig mit anderen einen Wald gebildet hat. Trostlos und sinnlos verweist er auf die Ausbeutung und Zerstörung unserer Natur, auf die Wunden und Narben, die die „Krone der Schöpfung“ ihr tagtäglich zufügt. 33 Setzlinge welch eine symbolische Zahl! sollen den Funken Hoffnung dagegenstellen: nicht alles ist verloren! Warum gehört diese Installation in die Kollegienkirche? Wäre sie im Mirabellgarten nicht besser aufgehoben? Bäume in der Kirche. Zufall oder doch Programm?
Der Österreichische Stararchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach schuf mit der Kollegienkirche 1707 eines seiner Hauptwerke. Nach eigenen Angaben wollte er den perfekten Sakralbau schaffen, das himmlische Jerusalem darin abbilden. Diese himmlische Stadt auf Erden wird in den Kapitel 21 und 22 der Offenbarung des Johannes beschrieben eine perfekte Gesellschaft; ein himmlischer Paradiesgarten, in der die Menschen und die Natur im Einklang sind. Dort gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft; in einer immerwährenden Gegenwart herrscht nicht babylonische Sprachverwirrung, sondern Common Sense, dass Gott das Leben will und nicht den Tod.
Vor diesem ewigen Jetzt bekommt die Installation von Anna Häupl und Magdalena Schwarz eine programmatische Dimension. John Lydon, der Autor des Liedtextes „No Future“, sieht darin eine Aufforderung, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. im Hier und Jetzt. Zukunft wird durch Handeln Gegenwart. Im himmlischen Paradiesgarten haben die Menschen diesen Auftrag begriffen, denn das Paradies liegt nicht in einer fernen, jenseitigen Zukunft, sondern entsteht durch unser harmonisches Einfügen in die Ordnung der Natur. Gott sah, dass es sehr gut war (vgl. Gen 1,31), vertrauen wir darauf. Je mehr wir wieder Teil der Schöpfung werden, desto größer wird die Hoffnung auf Heilung. Die 33 Setzlinge ermuntern uns dazu. (Christian Wallisch-Breitsching; Kollegienkirche Salzburg)
Statements
Im Zentrum unseres Projekts steht die Ausbeutung der Natur, welche durch einen abgestorbenen/gefällten Nadelbaum symbolisiert wird. Dieser fungiert als Vanitassymbol und klagt unseren Umgang mit der Natur an. Oder nennen wir sie göttlichen Schöpfung.
Der tote Baum ist im Zentrum der Kirche platziert, er bestimmt das zentrale Geschehen. Dennoch wollen wir optimistisch bleiben. Um dieses Ziel zu erreichen, werden 33 Jungbäume aufgestellt, die als Hoffnungsträger eingesetzt werden.
Die Setzlinge kommen nach der Ausstellung in den Garten des Musischen Gymnasiums, wo wegen des Umbaus viele Bäume gefällt, aber nur wenige nachgesetzt wurden. (Magdalena Schwarz)
Menschen atmen Bäume auch Menschen haben Arme Bäume auch Menschen brauchen Sonne Bäume auch Menschen bluten Bäume auch Menschen schlagen Wurzeln Bäume auch
Wir entnehmen der Natur mehr, als wir brauchen und vergessen, ihr zurückzugeben, was wir ihr entwendet haben. Wir können der Natur keine Gewalt antun, ohne uns selbst zu verletzten. (Anna Häupl)
Die Genese des Projekts
a) Die Projektfindung innerhalb der Gruppe; Auswahlverfahren; Alle präsentierten Beiträge der Mitschüler überzeugen, viele sind nicht realisierbar. So werden die Arbeiten aller Schüler im Rathaus präsentiert, das Projekt mit den Bäumen in der Kollegienkirche von den Schülerinnen Anna Häupl und Magdalena Schwarz weiterverfolgt.
b) Der Christkindlmarkt. Der mächtige und prächtige Weihnachtsbaum, eine 60 Jahre alte Fichte aus Lamprechtshausen- Arndorf, soll am 29. Dezember nach Abschluss der Adventzeit von der Berufsfeuerwehr zusammengeschnitten werden. Er soll zukünftig Wärme für ein Salzburger Altersheim erzeugen.
Die beiden Schülerinnen erklären dem Leiter und Organisator des Salzburger Advenmarktes ihr Projekt, die weihnachtliche Fichte nicht einfach verschwinden zu lassen, sondern in der Kollegienkirche über die Karwoche bis Ostern als Kunstprojekt "zwischenzulagern"; dieser ist begeistert und verspricht, sich dafür einzusetzen. Die Berufsfeuerwehr, die für den Abtransport und Entsorgung des Baumes verantwortlich ist gerne bereit, den Baum zur Kollegienkirche zu transportieren. Lediglich der Bürgermeister als Vertreter der obersten Behörde winkt ab.
c) Verschiedene Varianten werden gewälzt, Bäume in der Salzachau (Windwurf und Biberfällungen) ausgesucht, um das Projekt nicht scheitern zu lassen. Der Forstbetrieb Mayr-Melnhof sagt schließlich zu, eine aus forstwirtschaftli- chen Gründen entnommenen Baum zur Verfügung zu stellen. Eltern und Mitschüler helfen, das bis kurz vor der Ausstellungseröffnung noch fragliche Projekt zu verwirklichen.
d) Wir danken Herrn Christian Wallisch-Breitsching, Studentenseelsorger, für die großartige Kooperation. (Anton Thiel)