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Residenzgalerie
Salzburg
SENSAI WEISS

die Reinheit der Form in der japanischen Kunst

Ausstellung Bildnerische Erziehung in Kooperation mit der Salzburger Residenzgalerie und der Stiftung Mozarteum, Salzburg

Lichtobjekte

Lehrerin: Elisabeth Minimayr
Künstlerin: Kyoko Adania-Baier

  • Licht

    Drohende Dämmrigkeit, aus ihrem Schlummer erwacht,
    richtet sich auf, zieht sich ihren schwarzen Mantel an
    und den Vorhang der Nacht stillschweigend zu.

    Schon ergibt sich die Erde dem rauen Rausch
    der durstenden Düsterheit.
    Stumm erstreckt sich ihre deckende Dichte
    über dem Felde.

    Bäume knien vor ihr nieder,
    Gräser erstarren in ihrer klirrend kalten Erbarmungslosigkeit.
    Mit schaudrigem Schlunde verschlingt sie die Farben
    und saugt die Seelen der Dinge in sich hinein.

    Nacht.

    Die Welt steht still.
    Dem Nichts hilflos ausgesetzt.
    Der taumelnde Versuch sich vorwärtszutasten.
    Kalter Boden unter den Füßen – dennoch kein Halt.
    Warten in Einsamkeit.
    Angst!

    Ein heiser hechelnder Windhauch
    trägt Geflüster des schwarzen Dunkels vorbei.
    Schweiß an der Stirn,
    peitschend pocht das Blut in den Venen.

    Bissig beängstigende Ungewissheit,
    das bedrückende Gefühl unendlicher Verlorenheit
    verhindern das Hoffen.

    Doch plötzlich:

    Licht!

    Ein funkelnder Schein wirft lange Schatten
    auf den Vorhang der Nacht.
    Seine Strahlen umwabern den Körper
    mit wohliger Wärme.
    Die Schleier der Dunkelheit sind verflogen,
    das nächtliche Nichts der Dunkelheit
    erscheint plötzlich nichtig.

    Das Licht lodert
    im Inneren seidenen Segel.
    Das schiefrige Schiff schwebt in webendiger Weise,
    flattrige Fasern werfen den wattig weichen Schein
    in sanften Wogen an die Wand.
    Durch weißes Washi schimmert die Glut
    mit gütig milder Herzlichkeit.
    Ich verweile noch lange im Bann des Objektes.

    David Haunschmidt 8e

    Licht ist, ähnlich wie Feuer, schon seit tausenden Jahren eines der bedeutendsten Phänomene für alle Kulturen auf unserer Welt. Es ermöglicht uns Menschen, auch bei völliger Dunkelheit ein angenehmes und sicheres Leben zu führen. Früher bei den Urvölkern unserer Erde wurde Licht zudem dazu verwendet, sich vor der Finsternis zu schützen und gleichzeitig böse Geister und Dämonen zu vertreiben. Später im Christentum war Licht z.B. Symbol für die Erlösung des Menschen aus dem Dunkel der Gottesferne. In der biblischen Schöpfungsgeschichte ist das Licht das erste Werk Gottes.

    So nahm das Licht schon in frühen Jahren eine geheimnisvolle, fast mystische Rolle im alltäglichen Leben der Menschen ein. Auch heute übt Licht noch eine spannende, magische und fantasievolle Wirkung auf viele Menschen aus, insbesondere in den südlichen bzw. östlichen Ländern der Welt.

    Jene geheimnisvolle Magie und Mystik des Lichtes versuchten wir bei unserem Lichtobjekt wiederzugeben.  Wir versuchten die Tradition und Kultur der asiatischen Länder in unser Objekt zu integrieren und so ein einzigartiges Lichterlebnis im Stile japanischer Kunst bzw. Kultur zu schaffen.

    Das Papier ist „echtes“ Washi-Papier.  Es weist ein feines Muster auf, das im Kontrast zu dem ansonsten von großen, glatten Flächen dominierten Objekt steht. Zudem ist das Papier dicker als gewöhnliches Papier.

    Wird das Lichtobjekt nun von innen heraus beleuchtet, so tritt das Licht durch das strukturierte, kompakte Kunstpapier gedämpft, sanft und gleichmäßig nach außen.  Beim Betrachter entsteht eine beruhigende und ausgeglichene Stimmung.

    Dominik Fill, Florian Offner, Jakob Radlgruber

    Lichtblicke.

    Das Spiel von Licht und Schatten. Adern aus filigranen Ästen ziehen sich durch die Einfachheit des edlen Papiers, erstrecken sich über die weiße Fläche, ragen in die Luft. Dunkles Gestänge durchzieht flächige Wärme. Gegenstand und Umgebung umschlingen sich, Vordergrund und Hintergrund verschmelzen im Wechselspiel.

    Es ist der Winter. Die kargen Zweige der erstarrten Bäume erheben sich hölzern über kristallene Schneefelder. Ein heller Himmel scheint sich darüber zu erheben, ein harter Kontrast zu dem dunklen Braun der Rinde. Weiter unten glitzert das Weiß.

    Es ist die kühle Sonne des Frühlings, es sind klare Strahlen, die die Kälte durchfluten.

    Es ist das Boot, das Träume in den Morgen trägt.

    Es ist das heimatliche Haus, die Wärme, die Geborgenheit, gemacht aus dem Stoff des Fernen Ostens, des Landes der Kirschbäume und des Frühlings. Die papierene Hülle ist weiche Stofflichkeit durchzogen mit feinen Linien. Einzigartig. Sie umschließt das Licht, schließt es ein und lässt es erstrahlen.

    Federleicht.

    Es ist ein warmes Zelt aus einer anderen Welt, das Erinnerungen beherbergt.

    Fremdes und Bekanntes umtanzen sich an einem Ort, bewegungslos die weiße Basis, sich räkelnd das krumme Holz.

    Das Licht ist Geborgenheit, wärmende Hülle, Zuflucht. Klare Formen als weiche Heimat strahlen von innen, strahlen nach außen, strahlen auf uns. Das Papier verliert sich in der Höhe. Oben die dunklen Verwirrungen, sie sind die Einsamkeit, nichts als die Schutzlosigkeit im Angesicht der Welt. Die Äste recken sich, strecken sich in unbenannter Sehnsucht, verlaufen sich, durchziehen bald als dünne Adern die Lüfte. Dunkel. Kalt.

    Schwarz und Weiß, Kalt und Warm, Geborgenheit und Einsamkeit als Einheit.

    Wir arbeiten mit ungebändigten Stangen, verbinden. Wir haben Ehrfurcht vor dem filigranen Papier aus einer anderen Welt, der edle Stoff ruht nun in rauen Händen und überlässt sich uns. Wir gehen ans Werk. Schnüre werden zu den roten Fäden, die uns durch unsere Visionen leiten, Gedanken werden in den Händen zu ertastbaren Körpern, Material verwandelt sich durch bedachte Griffe. Das Objekt überrascht uns mit seiner Beschaffenheit, es scheint sich den eigenen Weg zum Ziel zu suchen. Das Werk formt sich selbst. Wir lenken es und schaffen uns unser eigenes Zuhause. Spielerisch entdecken wir die Objekte des Lichts.

     

    Ulrike Gruber, Martina Zauner

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