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Anton Thiel
Bildnerische Erziehung Bildnerische Erziehung
Bildnerische Erziehung BE-digital 6aim Klasse 2006/07
Bildnerische Erziehung 6aim 2006/07 6aim 2006/07 Ergebnisse
THEMA:
Rembrandt meets Picasso

digitaler Film mit analogen Zeichnungen


Konkretisierung der Aufgabenstellung
  1. Ausgangspunkt unseres Zeichentrickfilms ist das Bild "Danae" (1636. Öl auf Leinwand. Eremitage, St. Petersburg). Siehe auch die Bildbesprechung.
  2. Auf das von Rembrtandt behandelte mythologische Thema "Danae" reagieren wir mit mehreren Arbeiten (in der Regel Zeichnungen und Radierungen) von Picasso, wie wir sie in der Albertina-Ausstellung gesehen haben.
  3. Picasso hat in vielen seiner Arbeiten Vorlagen berühmter Künstler paraphrasiert, so auch Bilder von Rembrandt. Mit einer dieser Paraphrasen oder Arbeiten, die zum Thema "Danae" passen, beginnen swir den Dialog Rembrandt-Picasso. Wie nun diese animierte Begegnung stattfinden soll, ist eurer kreative Freiheit überlassen. Formal kann es ein Nebeneinander, Miteinander, Übereinander, Gegeneinander sein oder alles zusammen. Wenn es sein muss, auch ein Nacheinander.
  4. Technische Umsetzung: DIN A4 Zeichenblätter (insgesamt 500) pro Schüler. Bilder gescant und als Einzelbildanimation in der Filmschneidesoftware Final Cut zu einer Animation zusammengesetzt. Nachträgliche Effekte können eingesetzt werden, sind aber nicht immer sinnvoll.
  5. Empfehlung: Die Animation des Rembrandt in Farbe wird sich auf ganz wenige Elemente beziehen: das Hereinfluten des Lichts (Veränderung der Farbe und der Beleuchtung des rembrandtschen Raumes, etc.), während sich aus dem Licht (=Goldregen) eine picassohafte, drahtähnlich gezeichnete Zeusfigur herausschält und sich über die Danae hermacht (...)
  6. Inhaltlich wird sich die Animation um die Themen "Danae", Mann Frau Beziehung, Liebe, Sexualität und Geschlechterbeziehung, Künstler und Modell, männlicher Blick und weibliche Sehnsucht (etc. ...) drehen. Ob nun artifiziell, ironisch distanziert, expressiv verdichtet, dramatisch überhöht, intelektuell gebrochen oder naiv rührend - alle Methoden sind zugelassen.
  7. Nur im Unterricht werden die einzelnen Filmstills rein aus zeitlichen Gründen nicht entstehen können.
Rembrandt van Rijn: Danae. 1636. Öl auf Leinwand. Eremitage, St. Petersburg, Russland

Bildbeschreibung
Eine junge Frau, nur halb bekleidet, richtet sich aus einem Bett auf, hält dessen roten Vorhang mit der linken Hand zurück, um auf ein Geschehen rechts ausserhalb der Bildfläche blicken zu können. Das Licht fällt stark von links auf die Szene, läßt die Haut der Frau leicht überstrahlt erscheinen und erzeugt so mit der Dunkelheit im Hintergrund des Bettes einen harten Gesamtkontrast. So entsteht aus wenigen Zutaten eine dramatische Stimmung, ohne daß dem Betrachter die eigentliche, dramatische Handlung offenbar ist. Ebenso wie die Haupthandlung der Szenerie bleiben auch die genaueren Zuweisungen zu diesem Bild im Dunkeln: zeitlich wurde es von Historikern zwischen 1641 und 1657 angesetzt, und das Gesicht der jungen Frau wurde bereits jeder der drei für Rembrandt wichtigen Frauen zugesprochen, seiner Frau Saskia, dem Kindermädchen Geertje Dircks oder der Haushilfe und späteren Lebensgefährtin Hendrickje Stoffels. Alternativ wurde auch das Porträt als eine Melange der drei angesehen. Ikonographisch hat das Bild zwei nahe Verwandte, die es, über die eher bedeutungsoffen angelegten Bildinformation hinaus, plausibel erscheinen lassen, die Szene in die Nähe zweier Erzählungen zu rücken. Zum ersten ein Bild von Rembrandts Lehrer Pieter Lastmann, das die alttestamentarische Szene der Sara darstellt, die ihren Mann Tobias beobachtet, wie er mit Hilfe eines Tieropfers den grausamen Fluch über ihre Person löst.
Spiegelbildlich stimmen diese Bilder in Hintergrund, Beleuchtungssituation, Körperhaltung und Bekleidung überein. In Lastmanns Bild allerdings ist die gesamte biblische Handlung zu entdecken, der starke Ausschnitt widerum ist in einem übersteigerten Lichtkontrast schon angelegt. Zum zweiten ist die junge Frau im Bett auch teilweise im Schmuck, in der Körperhaltung, der Position im Bett und in der gespannten Konzentration auf einen Vorgang, der über das Bild hinausweist, einer Rembrandtschen Darstellung des Danae-Mythos wiederzufinden. In dieser Geschichte empfängt die eingeschlossene Danae ihren Liebhaber Zeus, der in Form goldenen Regens in den Kerker eindringt. Eine eindeutige Zuordnung dieses Bildes fällt also schwer, und es liegt nahe, daß Rembrandt genau dies auch erreichen wollte: Der starke Ausschnitt aus einer Handlung auf eine betrachtende Person lenkt die Aufmerksamkeit eher auf das Abstraktum der Beobachtung selbst. Die Erkenntnis der weiblichen Hauptperson kann dabei in biblischer Sprache auch als doppelsinnig gedeutet werden, wenn die Liebhaberin ihren Partner sehr konkret "erkennt". Als genuin eigene Handlung deutlich gemacht im Heben des Vorhangs markiert die gespannte Beobachtung eine Intimität der Szene, in die der Bildbetrachter sehr unmittelbar hineingezogen wird, und den Vorgang der eigenen Erkenntnis gedoppelt auf der Leinwand vorfindet, ein Reflexionsgrad, der gerade in zeitgenössischer Kunst oft angesprochen wird.
Johannes Wende, Uni-Marburg

Griechische Mythologie
Danae ist die Tochter des Königs Akrisios von Argos und der Eurydike.
Da dem König geweissagt worden war, dass ein Sohn Danaes ihn töten werde, sperrte er seine Tochter in einen Bronzeturm. Hier nahte sich Zeus ihr als Goldregen. Der Sohn, den sie ihm gebar, war Perseus. Akrisios begegnete dieser Bedrohung, indem er Mutter und Kind in einer Truhe auf dem Meer aussetzte, doch landeten beide sicher an der Insel Seriphos.
Dort entdeckte sie der Bruder des einheimischen Königs, ein Fischer namens Diktys, nahm sie zu sich und sorgte für sie. Perseus wuchs zum Jüngling heran. Inzwischen überlegte sich Polydektes, der König der Insel, wie er Danae trotz ihrer beharrlichen Weigerung zur Frau gewinnen konnte. Er musste Perseus beseitigen, der zwischen ihm und Danae stand.
So schickte er, weil ihm die Adligen der Insel steuerpflichtig waren, Perseus aus, das Haupt der Gorgone Medusa zu holen, um seinen Beitrag zu leisten. In seiner Abwesenheit mauerte Polydektes Danae an heiliger Stätte ein und verweigerte ihr die Nahrung, bis sie seinen Heiratsantrag annahm. Perseus kehrte ein Jahr später mit seiner Braut Andromeda zurück und konnte Danae grade noch rechtzeitig dadurch erretten, dass er den König und seinen Hofstaat mit Hilfe des Gorgonenhauptes in Stein verwandelte. Perseus setzte Diktys zum neuen König ein und kehrte mit seiner Frau und seiner Mutter nach Argos zurück, wo er versehentlich Akrisios tötete.
Nach Vergil wandte sich Danae später nach Italien, wo sie vor der Küste Latiums strandete und für argivische Siedler die Stadt Ardea gründete. Eines ihrer Enkelkinder war Turnus, der neben Aeneas um die Hand der Lavinia anhielt.
Griechische Antike und Mythologie

feministische Kunstgeschichte
Die antiken Quellen (die Scholien des Apollonius von Rhodos, Ovids Metamorphosen und die Carmina des Horaz) erzählen von der Tochter des Akrisios, die von ihrem Vater in ein ehernes Gemach gesperrt wurde, weil diesem vom Orakel geweissagt worden war, dass ihn sein Enkel erschlagen werde. Zeus aber erblickte Danae, verliebte sich in sie und vermählte sich mit ihr in Form eines Goldregens. Bereits bei antiken Autoren wie Horaz und Ovid wird der Goldregen als materielles Gold gedeutet und Danae mit käuflicher Liebe assoziiert. Daran anknüpfend wird Danae in der christlichen Mythographie, insbesondere bei Boccaccio und der anschließenden Tradition, zu einer Symbolfigur für die Korrumpierbarkeit durch das Geld. Parallel dazu lief ein konträres Interpretationsmuster, in dem Danae als Personifikation der Keuschheit, ja sogar als Präfiguration der Maria gelten konnte. In der seit der Renaissance üblichen Ikonographie erschien der vom Mythos überlieferte goldene Regen im Bild, oft in Form goldener Münzen. In der Version von Tizian (1553/54) fällt der Goldregen direkt in Danaes geäffnete Schenkel und lässt so die Assoziation mit männlichem Samen mitschwingen. 28 Diese offene Erotik war neu und sie ist einzigartig geblieben. Fast alle folgenden Versionen des Stoffes basieren auf Tizian, aber kein einziger Künstler ist Tizian in diesem Punkt gefolgt, weil, so Panofskys sublime Umschreibung, „die michelangeleske Kühnheit des Hauptmotivs nicht mehr ertragen wurde.“ Rembrandt gilt als Künstler, der ein alternatives Weiblichkeitsbild geschaffen hat, in dessen Kunst Frauen nicht auf ihre sexualisierten Kärper reduziert, sondern als menschliche Individuen ernst genommen werden. Sein Bild der Danae ist zwischen 1636 und 1643 entstanden und befindet sich heute in der Eremitage. Erwin Panofsky hat in seiner Arbeit über Rembrandts Danae gezeigt, dass sich Rembrandt über Vermittlung von Annibale Carracci und Hieronymus Wiericx auf die spätmittelalterliche Interpretation des Danaemythos bezog, in der Danae als von göttlichem Licht getroffen mit der Empfängnis Mariae analog gesetzt wurde. Wenn man lediglich von einer Analyse der im Bild erscheinenden Frauenfigur ausgeht, kann man, wie Madlyn Millner Kahr, Rembrandt eine vällig neue Sichtweise zugestehen: Danae wird bei Rembrandt nicht in dem dualistischen Weiblichkeitsmuster – Heilige oder Hure – festgeschrieben, sondern „als sexuelle Frau, die Teil hat an einer vollen Menschlichkeit“. Eine Frauenkunstgeschichte, die sich lediglich auf die Repräsentation von Weiblichkeit konzentriert, greift aber zu kurz: Das Problem ist die Definition des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern. Da der Mythos von einem Geschlechtsakt erzählt, frage ich auch nach der Repräsentation von männlicher Sexualität in diesem Bild. Beim Bild der Danae von Rembrandt erscheint der männliche Akteur nicht einmal mehr als Goldregen wie bei Tizian und dessen Nachfolge, sondern vergeistigt sich zu reinem Licht. Männlichkeit wird in diesem Bild eines sexuellen Aktes als das Geistige imaginiert. Danae hingegen ist in ihrer vollen Leiblichkeit präsent. Männlichkeit wird in diesem Bild mitkonstruiert, auch wenn sie nicht explizit dargestellt ist. Ja das Bezeichnende dieser Form der Repräsentation ist es gerade, dass der männliche Körper und männliches Begehren im sexuellen Akt unsichtbar gemacht werden. Diese Konstruktion von Männlichkeit und die damit einhergehende Polarisierung in der Auffassung der Geschlechter findet eine Entsprechung im Diskurs über die Zeugung zur Zeit der Entstehung des Gemäldes ... Der männliche Samen wurde in der medizinischen Theorie als geistige Kraft, als aura seminalis, bezeichnet. Rembrandt muss diese naturwissenschaftliche Theorie nicht gekannt haben, aber seine Bilder sind genauso Teile eines Diskurses wie diese Zeugungstheorien, eines Diskurses über Geschlechterdifferenz. Männlichkeit wird in diesem Diskurs – auch und gerade im sexuellen Akt – als das Geistige konzipiert, Weiblichkeit hingegen repräsentiert die Materie und den Körper. Auf der Ebene der Ästhetik erscheint der männliche Partner im Liebesakt als Licht. So wird das Kunststück vollbracht, sogar im Koitus den Mann als geistiges Prinzip zu fassen und das Sexuelle ausschließlich auf den weiblichen Kärper zu projizieren.
aus: Daniela Hammer-Tugendhat : Kunst,Sexualität und Geschlechterkonstruktionen in der abendländischen Kultur. - Der Gesamttext (pdf)
BE-Schularbeit (8.Klasse): Körperlichkeit, Sexualität und Annäherung
Spott beim englischen Künstler William Hogarth
Danae gegoogelt
Anton Thiel (2006/07)