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Farbe - Itten CMYK-Farbtabelle
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Farbe - Itten Farbkontraste Kommentar zu den Schrifttafeln

Farbe und Schrift

wechselnder Hintergrund

Kommentar:

Schrift 1 - 4: Chicago (Apple Systemschrift), 5: Apple Chancery , 6: Andale Mono; Hintergrundfarebn: weiß/FFFFFF; blau 6D0000 (gif-Bild ist transparent gesetzt); rot: CC0000; beige/FFCC99; grau/999999; Schriftfarben: schwarz/000000, weiß/FFFFFF, abgetöntes Rot/FF3333; leuchtendes Grün/00FF33, Zyklame/FF99FF; mittleres Blau/000099

1) Schwarze Schrift auf weißer Fläche entspricht wohl am stärksten der klassichen analogen Schriftbild. Allerdibgs vermittelt die als digitale Schrift entworfene Chicago (Susan Kare, 1983 für das Apple Betriebssystem, serifenlos) eine eindeutig technoide Konnotation. Das reine Weiß wirkt im klaren Kontrast zur Schwärze der Schrift wegen der selbstleuchtenden Oberfläche des Bildschirms sehr hart und eher unnatürlich.

2) In der Beinahe-Umkehrung wirkt die Chicago auf dunkelblauem Hintergrund wie eine Auszeichnungsschrift und ist sinnvollerweise für Überschriften und klare Markierungen zu verwenden. Da das Gif-Bild transparent gesetzt ist, also der Hintergrund der html-Seite mit dem Hintergrund ident ist, scheinen das Wort wie vor einem dunklem Nachthimmel zu schweben. Das Blau des Hintergrundes (00006D) ist auf das Erscheinungsbild des Mac abgestimmt und wirkt am PC-Windows-System zu dunkel. Hier wäre das Blau auf 000099 aufzuhellen.

3+4) Das Signalrot des Mittelfeldes ist für eine monitordeckende Hintergrundfarbe zu aggressiv und anstrengend. Selbst der revolutionärste Gestus würde mit der Zeit an Schwung verlieren, da das Auge ermüdet und nach Ruheflächen sucht. Durch den geringen Farbkontrast in der 1. Variante könnten für den Hintergrund interessante Effekte (Zurücknahme der Botschaft, Verschmelzen mit dem Hintergrund bzw. langsames Auftauchen der Botschaft aus einem nicht dechiffrierbaren, diffusen Raum/Fläche? - hiezu wäre eine interessante Diskussion über die Erscheinungsweise der lfluoriszierenden Monitoroberfläche zu führen); der Farbkontrast der 2. Variante entspräche einem Simultankontrast, also vereinfacht formuliert einem misslungenem Komplämentärkontrast: die in Spannung stehenden Farben erzeugen an ihren Rändern Verschiebungen (das helle Grün wird dunkler, das Rot heller), was einen recht dynamischen (siehe die Kunstrichtung "Fauves", aber auch jugendzentrierte Seiten der Off-Szene), aber auch immens unruhigen Effekt erzielt. Zu intensiv und unreflektiert eingesetzt, kann eine doch recht "billige" wirkende Ästhetik im Sinne der Effekthascherei entstehen.

5) Der Beigeton im Sinne eines vergilbten, handgeschöpften Papieres (Chamoise) in Kombination mit einer zwar schön geschnittenen, aber nichts desto weniger für den Bildschirm völlig artfremde, den an- und abschwellenden Duktus einer mit der Breitfeder geschriebenen Handschrift wirkt nur für die Konsumenten des Internets vorteilhaft, denen die direkte Übertragung analoger Gestzmäßigkeiten in die digitale Welt aus Vertrautheitsgründen befürworten. Nicht alles, was technisch machbar ist, kann auch deswegen schon befürwortet werden. Kunstleder ist nicht deshalb großartig, weil es das unerschwinglich gewordene Produkt Tierleder simuliert (vorgaukelt, vortäuscht), sondern wenn es sich eindeutig als KUNST-Leder zu erkennen gibt. Insgesamt wirkt die Gestaltung eher wie der unbeholfene dilletantische Versuch eines Amateurs, mit den falschen Mitteln die falschen Ziele erreichen zu wollen. Saft- und Kraftlos.

6) Der zartgrauen Fläche ist durchaus eine Noblesse zu attestieren. Die interessant geschnittene Andale Mono (Steve Matteson, Monotype Corp.) als Webdesignschrift (serifenlos, monospace = gleiche Abstände wie auf der guten, analogen Schreibmaschine) irritiert allerdings mit den ungewohnten Buchstabenabständen. Der große Abstand zwischen r und i läßt das Wort fast auseinanderreißen. Der blaue Schriftzug schwebt mittels des Schatteneffekts (Photoshop: Schlagschatten generieren zwischen Textebene und Hintergrund) zart über dem Hintergrund. Hier wird Räumlichkeit mit einem Trick suggeriert, der nicht unproblematisch ist - durch einen scheinbaren Schatten. Die Illusion verhilft der gestalteten Oberfläche zu ein wenig Abwechslung, verkommt aber sehr schnell zu einem banalen Getue.

7) Beachte auch das Zusammenspiel der Hintergrundfarbe mit den farbigen Elementen in der Fläche. Es tritt nicht bloss ein neuer farbiger Effekt auf, die Wirkung der einzelnen Teile zueinander und die damit zusammenhängende Bedeutungsebene verändert sich radikal. Aggression und Unsensibilität treten bei vielen gut gemeinten und ach so schön designten Seiten unverhüllt zu tage, Langeweile und Austauschbarkeit wäre das andere Ende der unerträglichen Visualisierungen.

Vorbereitende Farbübungen