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BE e-learning 7a/e 2003/04 Landschaft zurück 2003/04 BEH A. Thiel a.thiel@salzburg.at
2. Schularbeit, 16. Jänner 2004, Dauer: 2 Stunden
Die Landschaft in der Bildenden Kunst: 2. Thema

Bildvergleich der Bilder
1. Pieter Brueghel: der Jänner, 1565

2. J.M.W. Turner: Rain, Steam and Speed

3. Richard Long: A Line in Ireland, 1974

1. Pieter Brueghel: Der Jänner

Im Vordergrund sind mehrere vertikale Linien (Bäume), die so etwas wie eine Perspektive bilden. Unser Hauptaugenmerk fällt auf die Jäger im Vordergrund, die endlich mit ihren Hunden heimgekehrt sind, und vor sich dieses schöne Tal sehen. Das Tal schweift nach links hinten ab, wobei aber die Perspektive nicht durch die Farbgebung bestimmt ist, sondern durch die immer kleiner werdenden Bäume und Wasserläufe, die aber trotzdem noch detailreich geblieben sind. Die mehreren horizontalen Linien im Tal bewirken einen Kontrast zum Vordergrund, der aber dann in der Ferne durch die Berge und Bäume wieder ausgeglichen wird. Der Vogel (Elster) hat horizontale und vertikale Linien die ihn sehr ausgeglichen erscheinen lassen. Die vertikalen Jäger werden aber durch die horizontalen Hunde wider ausgeglichen, die aber gleichzeitig auch einen Kontrast darstellen: Kontrast: Mensch – Tier, Ausgeglichenheit: Mensch – bester Freund des Menschen. Durch die harten Abgrenzungen der Farben wirkt das Bild zwar sehr detailgetreu, aber trotzdem etwas comichaft.

2. J.M.W. Turner: Rain,Steam and Speed.

Schon der Titel des Bildes lässt viel vom Inhalt verraten. Der aus dem Rauch herauskommende Zug hat etwas Mythisches und Rätselhaftes an sich. Die diagonale Linie des Zuges sticht hier eindeutig heraus, da sich die dunklen Farben von dem hellen Hintergrund abheben und dadurch mehr ins Auge fallen. Auf den ersten Blick erscheint die Landschaft menschenlos und befremdlich, auf den zweiten Blick sieht man dann wahrscheinlich schon die zwei Gestalten. Die in dieser ?Nussschale? auf dem See herumschippern. Dadurch wird die Landschaft zwar etwas ?beseelt?, aber wirkt durch ihre Unkenntlichkeit trotzdem noch befremdlich. Der niedrige Horizont lässt viel Platz für den Rauch und den Himmel. Die zweite niedrige Brücke im Hintergrund wird wahrscheinlich der Weg sein von dem der Zug kommt, und gleicht durch seine Horizontalität die (fast) Vertikalität des jetzigen Standortes wieder aus. Rechts, knapp unter dem Horizont sehen wir eine fast durch den Rauch der Fabrikschlote verdeckte Stadt. Von der Landschaft die Turner gemalt hat bleibt nicht mehr viel übrig. Nur noch ein paar schroffe Felsen und etwas Wiesenlandschaft weiter hinten.

3. Richard Long: A Line in Ireland

Richard Long hebt sich rein vom technischen dadurch ab, dass er Photograph ist, und kein Maler. Aber er ist mehr als nur ein Photograph, denn er greift radikal in die Landschaft ein, er ist ein Zerstörer und gleichzeitig Erschaffer. Er erschafft etwas Neues, nie Dagewesenes, das sich trotzdem noch hervorragend in die Landschaft einpasst. Gleichzeitig zerstört er aber das Dagewesene , das Natürliche. Seine Arbeit unterscheidet sich im Grundlegenden, auch darin, dass sie völlig Menschenleer ist, und sie ist so real, so angreifbar, weil sie eben wirklich ist. Aber er macht auch etwas, was die anderen Künstler auch machen, er setzt etwas in die Landschaft, was vorher nicht dagewesen war, etwas Neues, das zwar dazupasst, aber trotzdem etwas befremdlich wirkt, da die Harmonie meistens dadurch gestört wird. Wobei seine Art sich zu der von Malern unterscheidet. Er setzt etwas aktiv in die Landschaft, er erschafft etwas. Die Maler setzen etwas auf ihrem Bild in die Landschaft, aber nicht aktiv. Wenn ein Maler z.B. einen zusätzlichen Baum oder ein Haus in seine Arbeit setzt wird er in den meisten Fällen nicht hergehen und den Baum wirklich dort einpflanzen, oder ein Haus genau an der Stelle bauen, an der er es auch ins Bild gesetzt hat. Diese Arbeit von Long hat einen sehr hohen Horizont der keinen Platz für den Himmel lässt und dadurch sehr ausgefüllt erscheint.

Kunsthistorischer Vergleich

Im kunsthistorischen Kontext der Landschaftsmalerei steht Brueghels Bild am Ende der Renaissance, im Norden auch Manierismus genannt. Er war kurze Zeit nach Dürers Tod auf die Welt gekommen und übernimmt aber nichts von diesem. Brueghels Landschaft wirkt sehr gegliedert, fast schon mathematisch, als wäre jeder Platz schon vorherbestimmt gewesen. Es ist kein Arkadien und keine Allegorie auf die Landschaft. Es werden nicht nur vereinzelte Menschen dargestellt, sondern ganze Menschengruppen, die aber trotzdem ein zusammengehöriges Bild ergeben. Brueghel lässt auch die Farben keine Perspektive machen (helle aber kühle Farben im Hintergrund (Verblauung)). Er versucht viel durch Linien auszudrücken.
Der Romantiker Turner dagegen geht schon sehr auf die Krisen seiner Zeit ein. In Zeiten der frühindustriellen Revolution zeigt er genau dies, aber in unberührter Natur. In seine Zeiten wird die unberührte Natur aufgeschlossen, verbaut und industrialisiert. Das Schöne muss dem Zweckhaften weichen. Die Zukunft kommt mit Volldampf auf uns zu, so wie der Zug in Turners Bild. Turner lässt den Farben Zeit im Hintergrund zu verblauen, er drückt Perspektive nicht nur durch die Brücke aus.
Long in der Neu(Jetzt-) Zeit darf alles machen, wozu er Lust hat. In der Moderne kennt die Kunst keine Grenzen im herkömmlichen Sinn mehr, sie fordert diese Grenzen und versucht sie zu überschreiten, oder ganz nahe an sie heranzukommen. Die Kunst in unserer Zeit liebt es sich ungewöhnlicher Methoden und Mittel zu bedienen um Aufmerksamkeit zu erlangen, oder besser um sich richtig ausdrücken zu können. Die neue Kunst versucht alles, mit allen Mitteln. Zurück zu Long. In diesen von schroffen Felsen und geraden Linien nur so strotzende Landschaft hätte ein Kreis wohl als Auflösung des Ganzen empfunden werden können. Long nimmt hier den anderen Weg. Er setzt eine fast linealgerade Form in die Landschaft. Die noch dazu aus den gleichen Steinen gebaut ist wie der Rest dieses Weltausschnittes. Dadurch verstärkt er den Eindruck den die Felsen uns geben. Aber trotzdem wirkt es wie das Relikt einer alten Kultur. Eine mystische Ausstrahlung geht davon aus. So als hätte der Erschaffer mehr im Sinn gehabt als nur die Eingliederung dieser Formation in die Natur.

Kommentar von A.Thiel, zu dem Satz:
"In der Moderne gibt es keine Grenzen für die Kunst."

Diese Aussage ist natürlich zu hinterfragen. Was du meinst, ist wahrscheinlich das Faktum, dass sich die Kunst des 20.Jh. anderer Methoden und Mittel bedient, um zu ihren Aussagen zu kommen. Bisweilen wird das Thema der Grenzüberschreitung selbst zum Inhalt (wie ja auch die Linie als Abgrenzung bei Long gesehen werden kann, aber dann auch als Leitlinie etc. etc. die Ambivalenz ist umfassend).

Schularbeit und Verbesserung zum 1. Thema 1. Thema: Ergebnisse