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G) Kunsttheorie, Kunstgeschichte, Kunstbetrachtung
Fragen der Ästhetik: Ist der Schönheitsbegriff mehr nur als eine Geschmacksfrage? Worin begründet sich unsere Suche nach der utopischen Begriff des absoluten Schönen? Mit welchen Denkmustern, Sehnsüchten und Begehrlichkeiten könnte dieses kulturelle Phänomen zusammenhängen?

Giotto

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Was ist uns aus den Ferien an Kunst im Gedächtnis haften geblieben? Welche Bilder sind uns aufgefallen? Über welche wollen wir gerne sprechen?

Einstieg in das Jahr (Hausübung)

Umbrien. Assisi. S. Francesco Superiore. Giotto-Fresken: Der Traum des Innozenz III.

Giotto di Bondone


1. Annäherung an das Thema: Der Künstler interpretiert diese Fragen mit seinem Werk.
Gustav Courbet: „Das Atelier des Künstlers - L' atelier du peintre“, 1854/55, 359 x 598 cm, Musée d'Orsay, Paris

Eine interessante Darstellung dieses Bildes liefert die Web-Seite Idealismus und Realismus, betreut von Hartmut Mirbach


2. Annäherung an das Thema: Ein Kulturphilosoph und Anglistikprofessor verucht eine ziemlich zynische Antwort, die aber ungefähr unserem zeitgenössischen Kulturverständnis entspricht
Vincent van Gogh
"Auch die Gebildeteren können Ihnen nicht sagen, warum van Gogh zum Kreis der kanonischen Maler gehört, Fritz von Uhde aber nur den Kennern bekannt ist, obwohl seine Kartoffelschälerin in ihrer expressiven Kraft nicht minder stark wirkt als van Goghs Kartoffelesser. Daß man aber den einen kennen muß und den anderen nicht, ist Teil einer unbefragten Vorverständigung, die eine gemeinschaftsbildende Kraft hat.
Das führt zu einer weiteren Definition: Bildung ist eine Glaubensgeineinschaft.
Ihr Glaubensbekenntnis lautet folgendermaßen:
Ich glaube an Shakespeare und Goethe und an die kanonischen Werke, die da Anerkennung fanden im Himmel und auf Erden. Ich glaube an Vincent van Gogh, Gottes berufenen Porträtisten, geboren in Groot-Zundert bei Breda, gereift in Paris und Arles, verbrüdert und verkracht mit Gauguin, gelitten, verrückt geworden und Selbstmord begangen, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er kommen wird, zu richten die Kenner und die Banausen. Ich glaube an die Kraft der Kultur, das ewige Leben der Genies, eine heilige Kirche der Kunst, die Gemeinschaft der Gebildeten und die zeitlosen Werte des Humanismus, in Ewigkeit Amen.
Eben weil es sich um eine Glaubensgemeinschaft handelt, gibt es auch kanonische Texte. Abgeleitet vom griechischen Ausdruck für »Rohrstock« bedeutete Kanon »Regel« (man bleute die Regel mit dem Rohrstock ein), und danach bezeichnete man denn auch die Schriften, die als unmittelbare Offenbarung Gottes galten und gesammelt die Heilige Schrift ausmachten. Und genauso gibt es die kanonischen Schriften der Bildungsreligion.
Allerdings ist das, was heute kanonisch ist, nicht durch Päpste und Kirchenväter festgelegt worden, sondern hat sich in einer allmählichen Evolution herausgefiltert, die immer noch andauert. Man kann sie zwar beeinflussen, aber nicht steuern. Das Bildungswissen ist das Ergebnis lang dauernder Ablagerungen, eine Endmoräne, zurückgelassen vom Schmelzwasser eines allgemeinen Konsenses. Und nur wenn man diesen Konsens ebensowenig in Frage stellt wie die zentralen Glaubenssätze der Religion, hat er diese gemeinschaftsbildende Kraft.
Das hat eine Teilung der Menschen in Zugehörige und Außenseiter zur Folge, denn nur durch eine deutliche Grenzziehung kann eine Gruppe das Profil ausbilden, an dem sie ihre eigene Identität und ihre Ideale wahrnehmen kann. Und das läßt in den Außenseitern den Drang entstehen, ebenfalls dazugehören zu wollen.
Zugleich dient die selbstverständliche Geltung des Bildungskanons dazu, daß er um so leichter erschütterbar ist. Das ist nur ein scheinbares Paradox, denn es überbrückt den Widerspruch, daß der Kanon für die Ewigkeit gelten soll, aber die Kultur sich trotzdem entwickeln muß. Wird der Kanon also von einem Gegenprogramm in Frage gestellt, so ist die Wirkung um so erschütternder, als er ja unhinterfragt Geltung beansprucht. Die gegenwärtige Philosophie oder die gegenwärtige Literatur hat deshalb keinen größeren Feind als die zukünftige. Und bei der Bildung ist es genauso. Deshalb sind die Normen so selbstverständlich, daß allein ihre Thematisierung eine Erschütterung verursacht.
Was in der Religion der Glaube ist, ist in der Kunst der Geschmack."

Dietrich Schwanitz: Bildung. Alles, was man wissen muß, München 1999

3. Annäherung an das Thema: Wiedergabe einer Geschichte, die der Wiener Kunsttheoretiker, Anvantgardefilmer, Koch und Weltreisende Peter Kubelka in Salzburg erzählt hat. Sie entspricht eigentlich einer mythischen Erzählung, durch die Analogisierung von Essen und Kultur erhellen sich einige Aspekte der Kunst.
Jeder kennt und schätzt auch wahrscheinlich die Heidelbeerfrucht oder auch Blaubeeren genannt. Die primitivste Form des Sammelns ist das wahllose in sich Hineinstopfen, während man sich in einem Blaubeerenschlag befindet. Das kann natürlich sehr angenehm sein, da der unmittelbare Genuss unserer Gier natürlich am nächsten kommt, befriedigt aber auf Dauer nicht. Unsere Wahrnehmung verlangt nach Konzentration, d. h. Verdichtung und Intensivierung durch Menge. Dafür bildet die eine Hand eine kleine Mulde, womit so nebenbei die Urform des Gefäßes erfunden wäre, die andere Hand pflückt und sammelt unermüdlich. Die Augen melden dem Gehirn eine sich vergrößernde Menge an Köstlichkeiten, der Geruch bestätigt den Befund, sodass es einem das Wasser so richtig im Munde zusammenlaufen lässt. Das Hinwarten und Zurückhalten, Verzögern und Begutachten erhöht natürlich die Erwartungshaltung und bei steigender Spannung ist alsbald der kritische Punkt erreicht: die verdichtete Masse wird in den Mund gestopft und es kommt zu einer explosiven Entladung der Empfindung. Ausgefeilter sind jedoch jene Methoden, die völlig auf Verzicht während des Sammelns abzielen, große Mengen auf längere Sicht hin akkumulieren und dann, nach dem Nachhausetragen (Auseinanderfallen des Ortes von Sammeln/Produktion und des Verzehrs/Genuss) planend und aufteilend die Fantasie zusätzlich zum Genuss mit dem Verweis auf die Herkunft anstacheln. Vollends ins Mythologische verschiebt die Mutter den Eindruck bei den erwartungsvollen Kindern, wenn ihre gesammelten und in einem Gefäß konzentrierten Produkte des Waldes/der Erde mit dem zarten, an die himmlische Erscheinung der Wolken gemahnende, mit Luft aufgeschäumten Schlagobers vereint wird. Da wird der orale Genuss zum kosmologischen Ereignis umgedeutet.

Viele der hier genannten Begriffe, die hier einen Essvorgang beschreiben sollen, könntenm auch aus der ästhetischen Diskussion stammen. Nicht viel anders geht der Künstler vor, wenn er Aussagen über sich oder die Welt mit malerischen Mitteln darstellen will.


4. Annäherung an das Thema: Der Mythos von Dädalos und Ikarus
DAIDALOS UND TALOS

Daidalos Abstammung geht auf Erechtheus zurück, den Gründer des königlichen Hauses Athens. Daidalos war ein begnadeter Schmied; Athene selbst hatte ihn in diese Kunst beigebracht Sein Lehrling Talos, der Sohn seiner Schwester, hatte ihn jedoch bereits an Geschicklichkeit übertroffen, als er erst zwölf Jahre alt war. Eines Tages fand Talos den Kieferknochen einer Schlange oder, wie manche sagen, das Rückgrat eines Fisches. Er bemerkte, daß er es zum Schneiden von Holz verwenden könnte; er bildete es in Eisen nach und erfand so die Säge. Diese und andere seiner Erfindungen - wie die Töpferscheibe und der Zirkel, der Kreise zeichnet - brachten ihm in Athen großen Ruhm. Nun hatte aber Daidalos behauptet, er selbst habe die erste Säge geschmiedet. Bald wurde er von unerträglicher Eifersucht erfüllt. Er führte Talos auf das Dach des Tempels der Athene auf der Akropolis, zeigte ihm die weite Aussicht und stürzte den Ahnungslosen dann plötzlich vom Dach. Das Verbrechen wurde entdeckt und Daidalos aus der Stadt Die Seele des Talos flog in der Gestalt eines Rebhuhnes davon.
Daidalos ging nach Knossos in Kreta, wo König Minos den geschickten Handwerker aufnahm. Daidalos lebte dort einige Zeit in Frieden und erfreute sich der Gunst des Königs, bis Minos eines Tages erfuhr, daß Daidalos jene Kuh gebaut hatte, in der sich Pasiphae mit dem weißen Stier des Poseidon gepaart hatte. Er setzte ihn im Labyrinth gefangen, zusammen mit seinem Sohn Ikaros. Es war nicht leicht, von Kreta zu entfliehen. Minos ließ alle seine Schiffe vom Militär bewachen und setzte eine hohe Belohnung für die Gefangennahme des Daidalos und dessen Sohn aus. Doch Daidalos machte für sich selbst ein Paar Flügel und ein zweites für Ikaros. Die großen Federn wurden von Fäden zusammengehalten, während die kleinen Federn mit Wachs befestigt waren. Er band ein Paar dem Ikaros an und sagte zu ihm mit Tränen in den Augen: "Sei gewarnt, mein Sohn! Fliege nicht zu hoch, damit die Sonne nicht das Wachs schmelze, noch lasse dich zu tief herab, damit die Federn nicht vom Meere benetzt werden!" Dann schlüpfte er mit den Armen in seine eigenen Flügel, und sie flogen davon.
Doch Ikaros mißachtete den Befehl seines Vaters und erhob sich voll Freude über die Kraft seiner großen Flügel gegen die Sonne. Als Daidalos über seine Schultern zurückblickte, war Ikaros verschwunden. Nur einige Federn schwammen auf den Wellen unter ihm; die Hitze der Sonne hatte das Wachs geschmolzen, und Ikaros war ins Meer gestürzt und ertrunken. Daidalos flog solange hin und her, bis er den Leichnam des Sohnes gefunden hatte. Er trug ihn zu einer nahen Insel, die nun Ikaria genannt wird, und begrub ihn.
Andere schreiben Daidalos die Erfindung des Segels zu und nicht die der Flügel. Mit Hilfe der Segel sei er den Galeeren des Minos entkommen. Doch Ikaros hätte so sorglos gesteuert, daß ihr Boot kenterte und er ertrank
Daidalos flog westwärts weiter und landete in Cumae in der Nähe von Neapel. Hier weihte er seine Flügel dem Apollon und baute ihm einen Tempel mit goldenem Dach. Später wurde er in Kamikos in Sizilien gastfreundlich von König Kokalos aufgenommen. Er lebte bei den Sizilianern, bei denen er sich großen Ruhmes erfreute und viele schöne Gebäude errichtete.
Inzwischen hatte Minos eine große Flotte zusammengestellt und machte sich auf die Suche nach Daidalos. Er führte eine Tritonmuschel mit sich und versprach überall demjenigen reichen Lohn, der einen Leinenfaden durch diese Muschel ziehen könnte. Er wußte, daß nur Daidalos diese Aufgabe lösen könnte. In Kamikos angekommen, bot er König Kokalos die Muschel an. Kokalos unternahm es, den Faden durch sie durchziehen zu lassen. Und wie zu erwarten, fand Daidalos die Lösung. Er band einen Seidenfaden an eine Ameise, bohrte ein Loch durch die Spitze der Muschel und lockte die Ameise durch den Spiralengang, indem er Honig um die Ränder des Loches strich. An das Ende des Seidenfadens band er einen Leinenfaden und zog so auch diesen durch. Kokalos gab die aufgezogene Muschel zurück und forderte seine Belohnung. Minos war nun überzeugt, das Versteck des Daidalos endlich gefunden zu haben, und forderte seine Herausgabe. Doch die Töchter des Kokalos wollten Daidalos nicht verlieren, denn er hatte ihnen schöne Spielzeuge gemacht. So heckten sie zusammen einen Plan aus. Daidalos führte ein Rohr durch das Dach des Badezimmers, in dem sich Minos gerade an einem warmen Bade erfreute. Dann gossen sie durch das Rohr kochendes Wasser, oder manche sagen Pech, über den ahnungslosen Minos. Kokalos, der wahrscheinlich auch von dem Plan wußte, gab den Kretern den Leichnam ihres Königs zurück und erklärte, Minos sei über einenTeppich gestolpert und in einen Kessel kochenden Wassers gestürzt.
Daidalos verließ Sizilien und schloß sich Iolaos an, dem Neffen und Wagenlenker des Tirynthischen Herakles, der ein Heer von Athenern und Thespiern nach Sardinien führte. Viele seiner Werke blieben in Sardinien bis auf unsere Tage erhalten. Sie werden die Daidaleia genannt.