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Tod und Auferstehung sind großartige, zeitlose Symbole, die Teil aller Religionen sein sollten. Ich glaube, dass alles immer wiederkehrt. Der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald in Colmar ist eine großartige Darstellung des Themas: Der geschundene Christus auf der einen Seite, dann dreht man ihn um und sieht den Auferstandenen, und der lacht vor dem Kosmos. Diese Intensität habe ich auch mit meiner Kunst immer gesucht. (Hermann Nitsch in einem Interview mit Marie von Baumbach in der Wiener Zeitung, 22.06.2011)
Zoomen, was das Zeug hält!
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Joseph Haydn: Die Schöpfung (Oratorium, 1798)
Es ist, selbst für Kenner des Werkes, immer wieder ein erhebendes Erlebenis, dem Beginn von Joseph Haydns Oratorium Die Schöpfung zu lauschen. Geheimnisvoll düster raunt der Erzengel Raphael, von dunklen pianissimo-Klängen des Orchesters begleitet, die mystischen Worte: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, und die Erde war ohne Form und leer, und Finsternis war auf der Fläche der Tiefe.“ Danach tönt es dunkel geheimnisvoll vom Chor: „Und der Geist Gottes schwebte auf der Fläche des Wassers, und Gott sprach: Es werde Licht!“ Mit äußerster Zurückhaltung flüstern die Stimmen „Und es ward“ die Spannung wird ins schier Unerträgliche gesteigert. Bis plötzlich in einer rauschhaften fortissimo-Akkordfolge des Orchesters das erlösende „Licht“ lauthals vom Chor erschallt. Der bedeutende theoretische Physiker und Musikfreund Viktor Weisskopf deutete begeistert diese von Haydn komponierte klangliche Eruption als das, was in der Kosmologie der „Urknall“ genannt wird, die Explosion von Raum, Zeit und Materie aus einem einzigen Punkt heraus. Tatsächlich hat das Publikum bei der Uraufführung des Werks im alten Wiener Burgtheater spontan von den Sitzen erhoben und dem dirigierenden Meister frenetisch mitten in diese Takte des Oratoriums hinein lang anhaltenden Applaus gespendet. Und Haydn wies mit einer Handbewegung nach oben, andeutend, dass ihm dieser musikalische Einfall von Gott selbst geschenkt sei. Dabei ist der musikalische „Urknall-Akkord nichts anderes als ein simpler C-Dur-Dreiklang.
(aus Rudolf Taschner: Woran glauben, Brandstätter Verlag, 2016, S. 177)
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