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BE e-learning 7a/e 2003/04 Mittelalter zurück 2003/04 BEH A. Thiel
a.thiel@salzburg.at
4. Schularbeit, 4. Juni 2004, Dauer: 2 Stunden
Mittelalter - Architektur - Salzburg

2. Thema (St. Peter)1. Thema (Franziskanerkirche)

3. Thema - Stift Nonnberg (Beispiel - Johanna Lackner, 7e)


Verbesserung der 4. Schularbeit, am 13.06.2004
Thema: Mittelalter- Führung durch eine barocke Kirche in Salzburg
‡ Kloster Stift Nonnberg

Bevor wir vom Friedhof aus die Kirche Stift Nonnberg betreten, möchte ich mit der Erklärung des Portals beginnen:
Das Süd- Portal, das sich oben zu einem Spitzbogen schließt, besteht aus rotem Adneter und weißem Untersberger Marmor.
Wie in der Romanik üblich, ist das Tor durch mehrere Säulen und Spitzbögen nach innen gerichtet.
In den Kehlen befinden sich je zwei achteckige Säulen, auf denen Holzfiguren, durch Baldachine überdacht stehen.
Auf der linken Seite handelt es sich um Heinrich II., der nach der Jahrtausendwende die erste große Kirche Nonnberg bauen ließ; neben ihm die Muttergottes mit dem Jesuskind.
Auf der anderen Seite sind der hl. Rupert, er gründete die Kirche 712-15 unter den Regeln des Benedikt von Nursia, - über den werde ich später noch genauer etwas erklären – und neben ihm die hl Erentrudis, eine Verwandte Ruperts, die er zur ersten Vorsteherin ernannte und die neben ihm und Virgil die dritte Diözesanpatronin ist.
Der Bogen des Portals ist ein abgeschnittener Kleeblattbogen
(Schulterbogen), auf dessen halber Höhe sich zu beiden Seiten wiederum kleine Figuren zeigen, der Verkündigungsengel und die Jungfrau Maria.
Die Türflügel aus Eichenholz weisen
neo-gotische Ornamente auf.
Das Relief des Tympanons ist schon sehr alt und wurde später
beim Neubau (ca.1490) dorthin eingesetzt. Es zeigt die Muttergottes in der Mitte( frontal) und zu ihren Seiten eine kniend betende Nonne, einen Engel, einen Heiligen mit Evangelienbuch und eine stehend betende Klosterfrau.
Auch einen Weinrankenbalken
(eine Art Supraport, ebenfalls aus der alten Kirche) sehen wir, was wahrscheinlich das Symbol für Christus ist. (denn er sagte: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben)
(Teile des Portals stammen noch aus der romanischen Zeit.)
siehe oben
Anders als bei, z.B.: der Franziskanerkirche steht nicht Jesus im Mittelpunkt, sondern die Muttergottes. Da es sich ja auch um ein Frauenkloster handelt befinden sich zu ihren Seiten eine Nonne und eine Klosterfrau.
Ich würde dir ohne zögern ein Sehr gut geben, würdest du lediglich an diesem Portal die ikonographische und ikonologische Methode des Mittelalters darlegen.
In welchen Bedeutungszusammenhängen, mit welchen Anspielungen und mit welcher Wirkung hat man sich entschlossen, aus älteren und neuen Teilen ein Portal ( das ja pas par toto für den Gesamtbau stehen soll) so zu gestalten, wie es uns auch heute noch als Besucher dieser Kirche empfängt?
Was bedeuten die Gesichter, aus denen diese eigenartigen Blätter hervorquellen (Mund)?

(Skizze des Portals)
„Wer war denn nun eigentlich dieser Mönch, nach dessen Regeln Rupert die Kirche gründete?“
Der heilige Benedikt von Nursia stammte aus wohlhabendem Haus. Nach einigen Wechseln zwischen verschiedenen
früh- christlichen Gemeinden gründete er in Cassino das Kloster „Montecassino“. Um seinen Glauben kundzutun, schrieb er die „Regula Benedicti“, in der er alle Grundlagen des Klosterlebens festsetzte. Mit seinem Wahlspruch „ora et labora“, was „bete und arbeite“ heißen soll, warb er für seinen Glauben, dass der ganze Mensch Gott untersteht.
Das Kloster ist, ungewohnt für ein benediktinisches Kloster, aus Platzgründen so gebaut, dass der Kreuzgang, hinter dem Kloster, nicht wie gewöhnlich nebenan, anschließt.
Ein Kreuzgang umrundet den rechteckigen Klosterhof und ist normalerweise für Prozessionen der Priester gedacht.
Ein großer Teil des östlichen Kreuzganges nimmt der Turm der Kirche ein (westlich der Kirche), der 1711 seine barocke Haube bekam.
Darum befindet sich das Eingangsportal auch auf der südlichen Seite und nicht wie üblich westlich, denn den Kreuzgang und die Klausur dürfen wir nicht betreten.
„Wie nennt man eigentlich diese Art von Kirche?“
Die Heinrichsbasilika, wie sie vor dem Brand genannt wurde, ist ein Langhaus hat aber nicht wie üblich das Querhaus im vorderen Bereich.
Sie besteht aus drei Schiffen, dem Mittelschiff und den zwei Seitenschiffen. Aber lass uns hineingehen, dann erkläre ich dir alles etwas genauer…
Über uns befindet sich der Nonnenchor und durch diese Kielbogen können wir den ehemaligen Nonnenchor betrachten. Auf der hinteren Wand befinden sich die Wandmalereien, die, nachdem sie einige zeit übermalt waren wieder zum Vorschein kamen. Sie stammen noch aus der Zeit vor dem großen Brand 1423.
„ Oh, mein Gott! Was passierte damals?“
Du musst dich noch etwas gedulden, zuerst muss ich dir unbedingt von den Malereien erzählen, denn man kann sie nicht so gut erkennen, da man sie ja nur durch dieses Glasfenster betrachten kann, was natürlich zu ihrem Schutz dient.
Es handelt sich um Heiligendarstellungen, die in einer Nische 25 cm vertieft, sehr geometrisch in Kalkseccotechnik angefertigt wurden. Der frontale Kopf befindet sich genau in der Mitte des Heiligenscheins, von dem man sogar noch den Zirkeleinstich erkennen kann.
Die Heiligen, die man großteils auch identifizieren kann sind mit Perlen und Edelsteinen (erkennbar) ausgestattet. Zwischen den Vertiefungen sieht man aufgemalte Säulen, die durch Zinnen miteinander verbunden sind.
Oberhalb sieht man, dass es noch eine weitere Reihe geben muss. Erkennbar an den Füßen, die dort beginnen.
Die Kunst der Malerei kam wahrscheinlich über Venedig
aus Byzanz, hat sich vielleicht auch mit westlicher Kunst vermischt.
Aber du wolltest ja unbedingt etwas über den Brand wissen: Passiert ist es 1423 durch einen Blitzschlag und die Kirche brannte bis auf das Fundament und die unteren Mauern des Turmes ab. wichtige Teile der Bibliothek und der Sakristei gingen dabei verloren.
Der Wiederaufbau, man baute auf die romanischen Reste eine Kirche in spätgotischem Stil, stürzte das Kloster in eine Finanzkrise.
Erinnere mich nachher, dass ich dir noch die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse erzähle.
Nach dem Brand wurde der Nonnenchor erhöht aufgebaut und auch der Chor im Altarbereich wurde durch neun Stufen erhöht.
Dort, bei den Stufen befindet sich auch der Triumphbogen, dessen nördliche Pfeiler eine aus Stein gehauene Statue der hl. Erentrudis hat.
Der Triumphbogen ist das Symbol/Zeichen dafür, dass dort der Übergang in das geistliche, himmlische ist. Der Chor ist von drei polygonalen Apsiden gekennzeichnet. Polygonal bedeutet vielkantig und eine Apsis ist der Bereich des Altarraumes.
In der mittleren Apsis befindet sich ein barocker Altar, der durch einen anderen Altar ersetzt wurde.
Wegen ihm wurden zwei der drei Glasfenster vergrößert um mehr Licht hinein zu lassen. Eines von ihnen gibt es allerdings noch. Das in der Mitte. Es zeigt die Jungfrau mit dem Kind und daneben den hl. Virgil und hl. Rupert. = Klaner Fenster
In der nördlichen Apsis können wir ein Standbild der Mystik betrachten, die „schöne Pieta“.
Du musst wissen, in der Mystik versuchten die Menschen den Leidensweg Christi nachzufühlen.
Unter dem Bereich der Apsiden befindet sich die Krypta, die untere Kirche. Dort befinden sich 18 freistehende Säulen mit sechseckigen Kapitellen. Das Netzwerk des Gewölbes hat die Form der drei Schiffe vollkommen verwischt und man denkt sich einen eigenen durchgehenden Raum.
Früher waren dort die Gebeine der Erentrudis aufbewahrt, die aber dann weggebracht wurden (in die Klausur des Klosters).
Außen am südlichen Seitenschiff wurden später drei barocke Kapellen angebaut, durch die Licht in das innere der Kirche strömt.
„Und wieso sind nicht auf beiden Seiten Fenster?“
Auf der nördlichen Seite wurden sie 1752 zugemauert. Dort befinden sich die aus dem Boden genommenen Grabsteine der Äbtissinnen des 14.-17. Jahrhunderts.
Darüber befinden sich die vergitterten Emporen, die Gebetsräume der Laienschwestern.
Der Standesunterschied verbot es den Laienschwestern gemeinsam mit den Chorschwestern, die den Gottesdienst abgeschieden der anderen im Nonnenchor feierten, zu beten.
Mit dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde diese Regelung aber aufgehoben.
Fischblasenmuster
(Maßwerk) zieren die Brüstung dieser Emporen.
Ein kleiner Gang, h
ier im nördlichen Seitenschiff diente wahrscheinlich den Äbtissinnen als Oratorium. Das ist ein, für die Öffentlichkeit abgesperrter Gebetsraum, der nur für besondere Gäste auch geöffnet wurde.
An den acht Säulen der Schiffe gibt es an allen Seiten Runddienste an deren, zum Mittelschiff zeigenden, Kapitelle mit orientalischen Zierungen vorgebaut sind.
Von dort aus erstreckt sich, zuerst in Rippenbündeln, eine Konstruktion im Perpentikulastil
(vor allem in England), und dann in Netzkonstruktionen die Decke des Mittelschiffes, die die Seitenschiffe mit dem Mittleren verbinden. Auch die etwas niedrigeren Seitenschiffe enthalten solch eine Konstruktion, die sich auch Skelettbauweise nennt.
Der Nonnenchor kann durch vier Fenster das gesamte Hauptschiff überblicken.
Den Bereich zwischen zwei Säulen der Nebenschiffe nennt man Joch.
Im allgemeinen ist der gotische Stil dem Streben zum Himmel zugewandt. das erklärt die langen schmalen Teile, wobei wir beim Stift Nonnberg schon klar spötgotische Teile erkennen können.
(verspielter)
Bei der Skelettkonstruktion ist es sehr wichtig, das Gewicht gut in die Säulen zu verlagern. Wurde auch oft durch einen Gürtelbogen oder außenstehende Stützgerüste verstärkt.
„Jetzt möchte ich aber doch lieber etwas über die Geschichte des Klosters hören.“
Gut, dass du mich daran erinnerst.
Nonnberg ist das älteste
noch existierende Frauenkloster im deutschen Sprachraum. Es besteht bis heute ohne eine Form von Unterbrechung. Zusammen mit dem Kloster St. Peter bildet es den christlichen Kern Salzburgs.
Was aber nicht heißen soll, dass das Kloster nie Probleme hatte: Während der Türkenbelagerung Wiens (1529)erlitt es schwere wirtschaftliche Defizite und die Finanzkrise nach dem Brand habe ich ja schon erwähnt.
Doch auf Grund der Neutralität Bischof Paris Lodrons blieb die Stadt vom 30 jährigen krieg verschont.
Andere Schwierigkeiten drohten im 18. Jahrhundert, zur Zeit der Aufklärung und in der Zeit der napoleonischen Ära im 19. Jhdt. , in der es viele Besitztümer verlor.
Zur Zeit der Gründung wurde es durch Schenkungen der bayrischen Adeligen Theodor Agildolfinger unterstützt, dessen Witwe Regintrudis dem Kloster beitrat und vermutlich die vierte Äbtissin wurde.
Die Nonnen des Klosters lebten nur von dem, was sie selbst herstellten.
Sie haben sich mit innerkirchlichen Arbeiten, der Betreuung eines Mädcheninternats, Keramikarbeit und landwirtschaftlichen Anbau organisiert.
Sie leben nach den Lehren des hl. Benedikt, wonach sie den Einklang zwischen dem körperlichen und dem geistigen suchen.
Man kann sich auch für eine bestimmte Zeit in das Kloster zurückziehen, um in Einklang zu kommen und zu beten, es dann aber auch wieder verlassen.

Du hast eine an Fakten ungeheuer reichhaltige Arbeit geschrieben – der einzige grobe Fehler ist der „barocke Altar“, den es ja gegeben hat, den man aber zu Gunsten des spätgotischen Altars aus Scheffau in historierender Weise hier aufgestellt hat. Dadurch kommt es zu dieser stimmigen Wirkung, obwohl dieser Flügelaltar nie für diese Kirche geplant war.
Wenn du noch etwas an der besseren Durchdringung der unterschiedlichen Fakten arbeiten könntest und stärker die spirituelle Bedeutungsebene mit einbeziehen könntest, wäre ich sehr zufrieden!

orange: Verbesserung
blau: Lehrerkommentar Johanna Lackner