ANTON THIEL





Starseiten der Homepage des Musischen Gymnasiums (bis 2013)
Homepage MusGym neu
FEBRUAR 2013
Die Früchte des Schuljahres (2012/13)
ein versonnener Blick auf ein biokulturelles Phänomen
JÄNNER 2009
APRIL 2011


Foto: A. Thiel

Der Granatapfel (Punica granatum)

Das Hohe Lied (Lied der Lieder) Salomons (Übersetzt von Hans Zimmermann, 2006)
IV, Vers 13.
schelâchajik pareddeß rimmônîm °im perî megâdîm kepârîm °im-nerâdîm
apostolai sou paradeisos rhoôn meta karpou akrodruôn kuproi meta nardôn
emissiones tuae paradisus malorum punicorum cum pomorum fructibus cypri cum nardo
dir entspringt ein Paradies von Granatapfelbäumen mit Früchten, köstlichen,  Zyperblumen mit Narden,
Bibel, Einheitsübersetzung, Hohelied 4
Aschenbach saß an der Ballustrade und kühlte zuweilen die Lippen mit einem Gemisch aus Granatapfelsaft und Soda, das vor ihm rubinrot im Glase funkelte. (Thomas Mann, Der Tod in Venedig, 1911)
"Was er soeben in einem Pariser Spezialitätengeschäft erstanden hatte, brachte nicht nur seinen Vitaminhaushalt auf Touren, sondern entzückte des Dichters Gaumen und Herz. Im Brief an seine Frau Clara schwärmte Rainer Maria Rilke von des Granatapfels "massiver Schwere" und dem "umgebogenen Ornament des Blütenstempels". Damals, im Herbst 1907, war die tizianrote Frucht in den nördlichen Ländern noch eine ausgesuchte Rarität. Inzwischen gehört der Exot ganz selbstverständlich zum winterlichen Angebot unserer (türkischen) Obsthändler." (Zeit-online)
Albrecht Dürer: Kaiser Maximilian I., 1519 datiert, Öl auf Lindenholz, 92 x 79 x 9 cm , Kunsthistorisches Museum, Wien, Inv. Nr.: GG_825
Bildquelle: WikiCommons
Ausstellung in der Albertina, Wien: Kaiser Maximilian I. und die Kunst der Dürerzeit
Kunsthistorisches Museum, Wien: Bilddatenbank
Der Kaiser erscheint als vornehmer Privatmann. Den Eindruck von Macht und Würde sichern der knappe Bildausschnitt und der brillant geschilderte Pelzkragen. Für den Granatapfel in seiner Hand wurden mehrere Interpretationen vorgeschlagen: privater Ersatz für den Reichsapfel; als Hinweis auf den Mythos der Persephone und damit die Kennzeichnung als Verstorbener; als Anspielung auf die Eroberung Granadas durch christliche Heere im Jahre 1492 (Bilddatenbank: europeana) und als christliches Symbol (Auferstehung), um Maximilian als vollkommenen Christen auszuzeichnen. (Jule Schäfer: Der Granatapfel und die Kunst).

Sandro Botticelli: Madonna della Melagrana, 1487, 143.5x143.5 cm, Galleria degli Uffizi, Florenz (Bildquelle: Wikimedia)

In der christlichen Symbolsprache kann der Granatapfel für die Kirche als Ekklesia stehen, als Gemeinschaft der Gläubigen. Er symbolisiert auch das Enthaltensein der Schöpfung in Gottes Hand bzw. Vorsehung.12 Er ist außerdem auch Symbol des Priesterstandes, weil er in seiner harten Schale Askese des Priesterstandes reiche Frucht trägt. Aufgrund dieser Symbolik taucht der Granatapfel in zahlreichen mittelalterlichen Tafelgemälden auf. So spielt zum Beispiel auf der von Matthias Grünewald 15171519 geschaffenen Stuppacher Madonna das Jesuskind mit dem Granatapfel, den ihm seine Mutter reicht. Damit ist die Frucht der Schlüssel zu der mit diesem Gemälde verbundenen Aussage, dass Maria die Mutter der Kirche sei.
Der Orden der Barmherzigen Brüder hat als Emblem einen Granatapfel mit Kreuz. Zum einen wurde der Orden in der spanischen Stadt Granada gegründet, die in ihrem Wappen den Granatapfel hat. Zum anderen gilt der Granatapfel bei vielen Völkern als Symbol der Liebe, der Fruchtbarkeit und Unsterblichkeit. In der katholischen Kirche wurde der Granatapfel schon bald zu einem Symbol für Jesus

Die Frucht wird auch mehrfach im Alten Testament der Bibel erwähnt. Der Granatapfel soll 613 Kerne haben, genauso viel wie das Alte Testament Gesetze enthält. Die abschließenden Knäufe der beiden erzernen Säulen Jachin und Boas vor dem Salomonischen Tempel wurden laut 1 Kön 7,18 von zwei Reihen Granatäpfeln geschmückt. Der erste König Israels, Saul, verweilte nach 1 Sam 14,2 zeitweilig unter einem Granatapfelbaum. Im Hohelied Salomos wird das Wort Granatapfel mehrere Male verwendet, um die Schönheit einer Frau zu beschreiben.

Dante Gabriel Rossetti: Proserpine, 1874, Öl auf Leinwand, 125x61 cm, Tate Gallery, London (Bildquelle: Wikimedia)

Rossetti über Persephone:
"Proserpina wird in einem der düsteren Korridore ihres Palastes gezeigt, mit der unheilvollen Frucht in ihrer Hand. Hinter ihr, die tief in Gedanken versunken ist, streift ein heller Schimmer die Wand, der von einer plötzlich geöffneten Luke herrührt und einen Augenblick lang Licht aus der Oberwelt hereinläßt; verstohlen blickt sie zu ihm hin. In einer Schale neben ihr brennt Weihrauch, als Zeichen ihrer Gottheit. Die Efeuranke im Hintergrund (als Dekor der Schrifttafel mit dem Sonett beigefügt) kann als Symbol für die sie bedrängenden Erinnerungen gesehen werden."

Griechische Mythologie: Der Unterweltgott Hades entführte Persephone ihrer Mutter Demeter und nahm sie mit in die Unterwelt. Göttervater Zeus beschloss, das Mädchen dürfe zurück zu ihrer Mutter, wenn sie in der Unterwelt nichts gegessen habe. Kurz vor ihrer Rückkehr drückte Hades ihr sechs Granatapfelkerne in den Mund. Da sie nun doch etwas in der Unterwelt gegessen hatte, musste sie ein Drittel des Jahres in der Unterwelt mit Hades regieren und durfte die anderen zwei Drittel mit ihrer Mutter Demeter verbringen.
Den Streit der drei griechischen Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite, wer die Schönste von ihnen sei, beendete der Trojaner Paris, indem er Aphrodite einen Apfel (Granatapfel) überreichte

Symbolbild (für die Originalabbildung auf das Bild klicken)

Salvador Dalí: Traum, verursacht durch den Flug einer Biene um einen Granatapfel, eine Sekunde vor dem Aufwachen, 1944, Öl auf Leinwand, 51 cm x 41 cm
Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid

"Zentrale Symbolkette: Ein aufgebrochener Granatapfel mit Fruchtfleisch und Kernen
Vom linken Bildrand ausgehend erstreckt sich eine bogenförmige Symbolkette über das Zentrum bis ins rechte Drittel des Bildes. Ausgangspunkt ist der aufgeplatzte Granatapfel, dessen zahlreiche durch Fruchtfleisch umgebene Kerne gut sichtbar sind und ihn als Symbol für Fruchtbarkeit und Auferstehung kennzeichnen. Aufgrund der intensiven roten Farbe, die für Liebe aber auch Blut stehen kann, kann er entsprechend sowohl als Symbol für Leben als auch für Tod interpretiert werden.
Ebenso wie der Granatapfel ist auch der daraus entspringende Fisch ein traditionelles christliches Symbol (Eucharistischer Fisch) und Sinnbild des Wassers, welches für Fruchtbarkeit, Leben und Wahrheit steht, aber auch auf Unterwelt und Tod hinweist. Diese auf Wasser und Meerestiere bezogene Ambivalenz zwischen Tod und Leben, Sterben und Auferstehung, findet sich in religiösem Kontext zum Beispiel bei der Taufe (Untertauchen vs. Auftauchen) oder der Erzählung von Jona und dem Wal (Verschlucken vs. Ausspucken) wieder.
Auch bei den beiden hervorspringenden Tigern setzt sich diese zwiespältige Symbolik fort, wenn auch abgeschwächt, da mit ihnen zwar Attribute wie Stärke, Mut und Potenz verknüpft werden, Dalís Darstellung jedoch von der aggressiven, gewalttätigen und triebhaften Seite der Tiger dominiert wird. Die ambivalente Symbolik findet schließlich mit dem Bajonettgewehr als Schluss der Symbolkette ein Ende, da dieses ausschließlich für Gewalt, Krieg und Tod steht, und eine unmittelbare Bedrohung darstellt." (Wikipedia)

Königreich Granada (Krone Kastilien), Wappen

Königreich Granada 1492–1833
Begründet wurde das Königreich im Jahr 1492, als die katholischen Könige von Kastilien und Aragón am 2. Januar Granada übernahmen und damit das letzte muslimische Emirat auf der iberischen Halbinsel zerschlugen und damit die christlich-spanische Reconquista beendeten. Das ehemalige muslimische Emirat Granada wurde nun als christliches Königreich mit der Krone Kastiliens verbunden, mit der es auch seine gesamte Geschichte über institutionell assoziiert blieb. Die spanische Stadt Granada verdankt dem Granatapfel sogar ihren Namen: Granatus bedeutet im Lateinischen körnig oder kernreich.

Der Granatapfel gab auch dem scharlachroten Halbedelstein Granat den Namen. Und leider musste der Liebesapfel der Aphrodite sogar noch für die Namensgebung der Granate herhalten, weil diese bei der Detonation zu Splittern zerplatzt und dadurch an die vielen Kerne der Frucht erinnert.

Der Granatapfel Herkunft

Die besten Früchte werden in Armenien in einem kleinen Tal rund um das Dorf Nrnadzor angepflanzt, dort herrschen vom Klima her die besten Bedingungen für den Anbau. Das wissen auch die armenischen Bären, erzählte Schneeberger. Sie lassen jeden Honigtopf stehen, wenn sie stattdessen an die Früchte herankommen können.
In Armenien ist er zudem eng mit der Kultur des Landes verbunden: Zu jeder Hochzeit schleudern die Bräute einen Granatapfel gegen die Wand. Die Körner aus dem aufgeplatzten Apfel, sollen den Kindersegen sichern. Neue Bewohner für Nrnadzor wären sehr willkommen. Denn der einst blühende Ort droht zu vereinsamen, immer mehr Einwohner wandern ab, die einzige Bahnverbindung liegt seit dem Ende der ehemaligen Sowjetunion brach.

Der Granatapfel wächst als sommergrüner kleiner Baum und wird oft als Strauch kultiviert; er erreicht Wuchshöhen bis zu fünf Metern, wird bis zu drei Meter breit und kann einige hundert Jahre alt werden. Die Rinde ist rotbraun bis grau. Die jungen Zweige sind oft vierkantig. Die Blattstiele sind zwei bis zehn Millimeter lang. Seine überwiegend gegenständigen, glänzenden, ledrigen Laubblätter sind – je nach Sorte – etwa zwei bis zehn Zentimeter lang und ein bis zwei Zentimeter breit. Nebenblätter fehlen. Im Frühjahr und Sommer trägt er an den Zweigenden große urnen- bis glockenförmige Blüten.
Die von der Form apfelähnliche, anfangs grüne, später orangerote Frucht ist als Grenzfall einer Beere anzusehen, da das Fruchtfleisch nicht fleischig ist, allerdings auch nicht verholzt. Sie hat einen Durchmesser von bis zu etwa zehn Zentimetern und ist durchzogen von vielen Wänden. Dadurch entstehen Kammern, in denen sich zahllose bis zu 15 Millimeter große, kantige Samen befinden, die jeweils von einem glasigen, saftig-prallen, tiefrot bis blassrosa gefärbten Samenmantel (Arillus) umgeben sind, der auf Druck leicht zerplatzt. Insgesamt sind etwa 400 Samen in der Frucht enthalten. Granatäpfel zeichnen sich durch einen hohen Gehalt bioaktiver Inhaltsstoffe aus. (Bildquelle: Wikimedia)
Wortherkunft (DWDS-Wörterbuch)

Granatapfel m. Gewächs mit großen roten Blüten und besonders kernreichen Früchten, ist halb entlehnt, halb übersetzt aus lat. malum granatum (daneben auch verselbständigt granatum), eigentl. ‘mit Kernen (reichlich) versehener Apfel’; zu lat. granum ‘Korn, Kern’.

Betreuer der Seite: A. Thiel • zuerst erstellt: Jänner 2013