ANTON THIEL




Starseiten der Homepage des Musischen Gymnasiums (bis 2013)
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APRIL 2011
Vom Witz, Ironie und der Leichtigkeit des Lebens
FEBRUAR 2013
JÄNNER 2009

Vom Vater hab ich die Statur,
Des Lebens ernstes Führen,
Von Mütterchen die Frohnatur
Und Lust zu fabulieren.

dichtete Johann Wolfgang von Goethe etwas launisch in seinen "Xenien" und verweist seine äußerlichen und inneren Eigenschaften in den Bereich genetischer Vorbestimmung. Dem mag schon so sein, aber das Heitere und der Umgang mit dem Witz ist vornehmlich eine kulturelle Qualität. "Ist das ein Witz?", rufe ich dem Schüler zu, der mir seine Zeichnung zeigt, und sein Selbstwertgefühl versinkt augenblicklich ins Bodenlose. Er verbindet mit dem Begriff lediglich etwas Unernstes, Lächerliches, Wertloses, für das man sich zu schämen hat. Mitnichten, denn gerade der Witz ist jene aufmüpfige und geistreiche Qualität des Geistigen, sich gegen das scheinbar Übermächtige und Unverrückbare zur Wehr zu setzen. Mit Esprit dem Problem auf den Grund zu gehen, ist allemal überzeugender, als wenn die Lösung nach saurem Schweiß riecht, auch wenn dies sich bisweilen nicht anders bewerkstelligen lässt. "Habe ich mit gutem Witz meine Inhalte vermittelt?", frage ich mich allzu selten, wenn es darum geht, die mäßigen Erfolge einer Unterrichtsstunde zu kritisieren.
Auf dem Heimweg plagte mich wie so oft die Einfallslosigkeit, was ich denn zum Abendessen kochen solle, und ich beschloss, im türkischen Geschäft vorbeizuschauen, um mich dort vom reichhaltigen Gemüseangebot inspirieren zu lassen. Als ich dann etwas ratlos vor den übervollen Regalen stand und mich nicht entschließen konnte, kam eine Kundschaft ins Geschäft, drängte sich zum Besitzer vor, der hinter seiner Kasse thronte und sich von allen mit Ahmed anreden ließ, und fragte, indem er sich bei den Wartenden für sein Verhalten entschuldigte: "Ham se Blumenkohl?" Nach einer Schrecksekunde – eine gewisse Ratlosigkeit war zu bemerken – rief ein türkischer Angestellter, der gerade ein Regal einräumte, recht forsch: "Na, homma ned!" Die Enttäuschung war dem Kunden ins Gesicht geschrieben. Ahmed, der Chef des Hauses, ließ sich jedoch nicht beirren und rief in einwandfreiem Österreichisch und mit zweideutigem Unterton in die Runde: "Glaub des ned, des is a Auslända, der waaß des ned", verließ seinen Kassenplatz und brachte dem Kunden freundlich lächelnd den Karfiol.
An diesem Abend gab es Karfiolgratin.

Anton Thiel

Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten
Chindogu
10 Regeln für Chindogus

1. Ein Chindogu muss eigentlich nutzlos sein.
2. Ein Chindogu muss es wirklich geben.
3. Ein Chindogu muss den Geist der Anarchie in sich tragen.
4. Chindogus sind Werkzeuge für das tägliche Leben.
5. Ein Chindogu ist nicht für den Verkauf bestimmt.
6. Ein Chindogu darf nicht nur aus einer Laune heraus entstehen.
7. Chindogus sind keine Propaganda, sondern unschuldig.
8. Chindogus sind nie tabu.
9. Ein Chindogu darf nicht patentiert werden.
10. Ein Chindogu ist immer vorurteilsfrei.

Das Konzept wie auch der Name Chindogu stammt aus Japan, „erfunden“ wurde es von Kenji Kawakami. Der japanische Humor setzt oft auf die Peinlichkeit einer Situation. Daher gehört zum Chindogu ein Foto, auf dem das Chindogu tatsächlich in einer Alltagssituation verwendet zu werden scheint.


Betreuer der Seite: A. Thiel • zuerst erstellt: April 2011

Haben wir heute (1. 4. 2011) schon jemanden in den April geschickt?