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Sind demokratische Städte schöner als undemokratisch regierte? Sind sie Monumente der Freiheit und der sozialen Gerechtigkeit? Ist ihre Architektur Zeichen der besonderen Würde des Menschen? Sind sie Ausdruck des Selbstvertsändnisses ihrer Bürger? Sind sie Orte für die ganze Wirklichkeit des Mensche3n?
Nein.
Ist es nicht hoch an der Zeit, über dieses Antwort zu erschrecken? Muß die Demokratie, als die beste aller Staatsformen, nicht auch den Anspruch erheben, eine dem Menschen gerechte Stadt hervorzubringen? Entlarvt der Zustand unserer Städte nicht eine Gesellschaft, in der die Demokratie in Wahrheit noch gar nicht gesiegt hat, in der die Bauherrschaft über die Stadte noch immer von einem Bauherrnsyndikat ausgeübt wird und der Ort der Stadt mehr denn je zum bloßen Grundstücksmarkt verkommen ist? Ist denn die Verunstaltung unserer Städte nicht eine Verunstaltung des menschlichen Lebens?
Die Stadt ist ein Ort der Bilder. Die Kindheit ist eine Zeit der Bilder. Welche Kindheiten schaffen unsere Städte unseren Kindern? Werden sie Vertrauen bekommen in unsere Zivilisation?
(Aus Voggenhuber, Souverän, zweiter Bericht, S. 48)
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