8. Bild
Das Blatt acht mit dem Starken Engel ist das befremdlichste von allen. Johannes sitzt an einem Waldrand, vor Baumstämmen wie Säulen und frischem Grün neben dünnen, noch kahlen Ästen unbequem zwischen Felsblöcken. Ganz rechts liegen sein Buch und sein Schreibzeug. Die Baumkronen entlang schwirrt der Engel, der ihm zuruft, er solle nicht aufschreiben, was die sieben Donner dröhnen. Diese Wesen, die man als rufende Köpfe in Wolken darzustellen pflegte, hat Dürer aber weggelassen. Diese ganz steile Waldpartie ist schwer in Schwarz und Weiß gestochen; das übrige ist nichts als Meer und Himmel, in kargen, dünnen Linien angedeutet. Ein Schiff mit gebauschten Segeln, ein Meeresungeheuer und zwei Schwäne gleiten über den glatten Meeresspiegel dahin. Mitten in der Luft starrt ein grimmiges, breites Gesicht zwischen nadeldünnen Strahlen unter einem kleinen Regenbogen. Das ist der starke Engel. Seine zum Schwur erhobene Rechte ragt aus der ihn verhüllenden Wolke, eins seiner Säulenbeine steht mit der Basis auf dem Meer, das andere auf dem Fels. Die Beinsäulen zersplittern oben in Flammen. Mit der Linken reicht er dem Johannes das geöffnete Büchlein, in dem nur drei Zeilen stehen. Der Apostel hat es schon mit beiden Händen angefasst und setzt mit grimmiger Gier, die Brauen unter den zerzausten Haaren hochgezogen, die Zähne in das Papier, das er essen soll.
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